: Dutschke ist jetzt Koch
„Bild“ empört: Kochstraße „heimlich umbenannt“! In Dutschke-Straße! Aber nur im Falk-Stadtplan. Bisher!
Kurt Wansner (59) muss für Bild immer herhalten. Immer wenn es um die Umbenennung der Berliner Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße geht, dann ist Kurt Wansner „empört“ (Bild) und muss mit dem „Kopf schütteln“ (Bild). Denn Kurt Wansner und die Axel Springer AG haben ein Ziel: Bloß keine Dutschke-Straße! Denn die würde a) die Springer-Straße kreuzen, b) noch dazu Vorfahrtsstraße sein und c) auch noch länger sein als die Springer-Straße.
Die Allianz hat dabei fast schon etwas niedliches: Kurt Wansner ist Vorsitzender einer Splitterpartei namens CDU, die im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gerade mal auf 8,7 Prozent bei der Berliner Senatswahl vergangenen September kam. Aber Kurt Wansner und seine „Deutlich-über-fünf-Prozent-Partei“ haben immerhin ein Bürgerbegehren gegen die Dutschke-Straße angestrengt. Mitte Januar kommt es im Bezirk zum Volksentscheid über die Dutschke-Straße. Und da kann es natürlich nicht angehen, dass es im neuen Falk-Stadtplan Berlin (20. Auflage) keine Kochstraße mehr gibt – sondern an eben dieser Stelle eine „R.-Dutschke-Str.“. „Kochstraße heimlich umbenannt! Peinliche Stadtplan-Panne“, schlagzeilte Bild auf Seite 3 ihrer Berlinausgabe. Und Wansner sagte, das sei wohl „voreilender Gehorsam“ (sic!).
Bernd Schreiber (58) ist „empört“ und „schüttelt mit dem Kopf“: Vorauseilender Gehorsam – „das ist doch ein Witz!“ So etwas passiere einfach, sagt Schreiber, Kartografie-Recherche-Leiter im Falk Verlag. Zum Zeitpunkt der Produktion des Stadtplans habe der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg zur Umbenennung vorgelegen. „Wir hatten ein sicheres Gefühl, dass die Umbenennung dann auch sofort kommt“, sagt Schreiber. Doch nach dem Beschluss im August 2005 hat die CDU das Bürgerbegehren angestrengt und die Axel Springer AG mit Anwohnern der Kochstraße eine Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht. Nach dem Volksentscheid werde er sehen, ob der Stadtplan korrigiert werden müsse, sagt Schreiber. Und so lange bleibt die „peinliche Stadtplan-Panne“? Schreiber zur taz: „Springer kann ja gerne die gesamte Auflage aufkaufen. Dann machen wir sofort eine Neuauflage des Stadtplans.“THILO KNOTT