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Archiv-Artikel

USA schicken neue Soldaten in den Irak

Washington beginnt mit der angekündigten Truppenaufstockung. Am Wochenende kommen 19 Amerikaner ums Leben. Bei einem Anschlag in Bagdad sterben 7 Menschen. Schiitenführer al-Sadr will sich wieder an der Regierung beteiligen

WASHINGTON/BAGDAD afp/ap Im Zuge der angekündigten Truppenaufstockung im Irak sind 3.200 zusätzliche US-Soldaten in Bagdad eingetroffen. Die neuen Einheiten sollten die irakischen Sicherheitskräfte bei der Kontrolle strategisch wichtiger Bezirke der Hauptstadt unterstützen, erklärte US-General Ray Odierno gestern.

Die 3.200 Mann Verstärkung trafen nach US-Angaben im Laufe der vergangenen Woche in Bagdad ein und sollten ab 1. Februar voll einsatzbereit sein. Es sei die erste von fünf Brigaden, die im Rahmen der neuen Irakstrategie von US-Präsident George W. Bush die Sicherheitslage in der irakischen Hauptstadt verbessern sollen. Am 10. Januar hatte Bush angekündigt, zusätzlich zu den bereits 132. 000 stationierten US-Soldaten weitere 21.500 Mann in den Irak zu entsenden, 17.500 davon nach Bagdad. In einer Umfrage des US-Magazins Newsweek sprachen sich zwei Drittel der befragten US-Bürger gegen eine Aufstockung der US-Truppen im Irak aus.

Der Beginn der Truppenaufstockung fiel zusammen mit einem der verlustreichsten Wochenenden für die amerikanischen Einheiten im Irak seit mehreren Monaten: Beim Absturz eines Blackhawk-Transporthubschraubers im Nordosten Bagdads starben am Samstag alle acht Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord. Die Armee kündigte eine Untersuchung des Unglückshergangs an.

In der den Schiiten heiligen Stadt Kerbela starben fünf US-Soldaten bei einem Angriff mutmaßlicher schiitischer Milizen. Drei weitere wurden verletzt. Die Männer wurden nach US-Angaben während einer Lagebesprechung angegriffen, auf der die Sicherheitsvorkehrungen für das am Sonntag begonnene alljährliche zehntägige Trauerritual der Schiiten dargelegt werden sollten. Die Provinz Kerbela gilt als vergleichsweise ruhig, allerdings wurden dort in den vergangenen Tagen vermehrt Milizführer festgenommen. Zwei weitere Soldaten fielen Anschlägen zum Opfer. In Basra starb ein britischer Soldat bei der Explosion einer Bombe.

Bei einem Bombenanschlag auf einen Kleinbus wurden gestern nach Polizeiangaben 7 Fahrgäste getötet und 15 verletzt. Das Fahrzeug war in dem überwiegend schiitischen Stadtteil Karrada unterwegs gewesen. Kurz danach kam eine Person bei der Explosion einer Autobombe im Osten der Hauptstadt ums Leben.

Unterdessen kündigte die Bewegung des radikalen Schiitenführers Moktada al-Sadr an, sich nach einem knapp zweimonatigen Boykott wieder am politischen Prozess im Land beteiligen zu wollen. Es sei zuvor vereinbart worden, dass im Parlament künftig über einen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen debattiert werden könne, erklärte ein Abgeordneter der Gruppierung.

Die Bewegung, die 5 der 37 Minister und 32 der 275 Abgeordneten im Parlament stellt, bezeichnet die US-geführten Koalitionstruppen als Besatzer. Sadr führt auch die berüchtigste schiitische Miliz im Irak, die so genannte Mahdi-Armee. Diese soll 60.000 Kämpfer unter Waffen haben.

Iraks Präsident Dschalal Talabani rief die US-Regierung dazu auf, einen „konstruktiven Dialog mit Syrien“ zu beginnen. Damaskus unterstütze eine Stabilisierung des Irak und den Kampf Bagdads gegen den Terrorismus, also gebe es keinen Grund für eine rigide Haltung von US-Präsident Bush gegen Syrien, sagte Talabani dem Satelliten-Fernsehsender al-Arabia.