: Die Polnische
In Angela Merkels Regierungszeit verbesserten sich nicht nur die deutsch-amerikanischen Beziehungen, sondern auch die deutsch-polnischen – und dies in einem zuvor kaum für möglich gehaltenen Maße. Anders als ihr Vorgänger Gerhard Schröder spricht Merkel zwar hervorragend Russisch, pflegte aber keine enge Freundschaft zu Putin. Zwar sorgte das Bild von Zarin Katharina II., das sie im Kanzleramt aufhängte, zunächst für eine gewisse Konsternation in Polen, doch Merkel gewann die Sympathien rasch zurück. Dies hat mit ihrem lang andauernden Interesse für das Nachbarland zu tun. Schon als Studentin war sie in Polen und lernte dabei die Gewerkschafts- und Freiheitsbewegung Solidarność kennen. Zudem hat Angela Merkel polnische Wurzeln. Der Großvater väterlicherseits, Ludwig Kazmierczak (1896–1959), stammte aus Poznan/Posen. 1915 wurde er zur deutschen Armee eingezogen, kämpfte aber schon bald in der Józef-Haller-Armee auf der anderen Seite der Front. 1923 zog er mit seiner Verlobten nach Berlin. Hier deutschte er den Namen der Familie in Kasner ein. Da Horst Kasner, der Vater Angela Merkels, später Herlind Jentzsch aus dem damaligen Danzig heiratete, hat Angela Merkel auch zur Ostseestadt Gdansk eine besondere Beziehungen. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie 2009 zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns auf der Westerplatte an die sechs Millionen Menschen erinnerte, die die Deutschen in Polen während der Nazi-Besetzung ermordeten. Unter Merkel führte der Ausbau der trilateralen Zusammenarbeit zwischen Polen, Frankreich und Deutschland im sogenannten Weimarer Dreieck zu einer stärkeren Einbindung Polens in die Strukturen von EU und Nato. Unklar blieb ihre Position zu den Vertriebenen, deren Funktionäre die deutsch-polnischen Beziehungen immer wieder auf eine harte Probe stellten.
GABRIELE LESSER, Warschau