: Niemand hat die Absicht zu kandidieren
PERSONALFRAGEN Auch wenn es bis zur eigentlichen Kür noch dauert: In der niedersächsischen SPD hat das Gerangel um den Spitzenplatz bei den kommenden Landtagswahlen begonnen
Stephan Weil, Hannoveraner
Der Kandidaten-Poker sollte bei eigentlich ganz diskret hinter den Kulissen ablaufen. Die SPD Niedersachsen will das Rennen um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2013 erst am Abend der Kommunalwahl im September eröffnen. Aber schon jetzt wird der hannoversche Oberbürgermeister Stephan Weil als Herausforderer von Ministerpräsident David McAllister (CDU) gehandelt.
Wird 52-Jährige, der seit 2006 Rathauschef in der Landeshauptstadt ist, darauf angesprochen, reagiert er ausweichend, aber auch nicht mit einem klaren Dementi. Er lächelt und sagt einfach nur: „Tja.“ Dann schiebt er gerne nach: „Ich fühle mich als OB im Rathaus pudelwohl.“
Auffällig ist, dass der souverän wirkende Lokalpolitiker seit einiger Zeit verstärkt außerhalb der Stadtgrenzen auftritt. Seine Botschaften zielen dabei auf die Landespolitik ab, der frühere Stadtkämmerer teilt auch gerne mal gegen die schwarz-gelbe Landesregierung aus. Weil könnte damit zu verstehen geben, dass er ganz Niedersachsen im Blick hat. Außerdem hat der redegewandte Rathauschef mit seiner Funktion als Bundesvorsitzender der SPD-Kommunalpolitiker auch in Berlin Einfluss dazugewonnen.
Das weiß längst auch SPD-Landeschef Olaf Lies aus Friesland, der Ambitionen auf die Spitzenkandidatur hat. Vieles hängt vom SPD-Wahlergebnis bei den Kommunalwahlen am 11. September ab. Ein Erfolg für die SPD ist immer auch einer für den Landesvorsitzenden, hatte Lies vor einiger Zeit selbstbewusst gesagt. Der 43-Jährige kann im SPD-Bezirk Weser-Ems mit Unterstützung rechnen. Weil dürfte den mitgliederstärksten hannoverschen Bezirk auf seiner Seite haben.
Etliche Sozialdemokraten im Landtag geben unumwunden zu, dass die Machtspiele um die Spitzenkandidatur schon begonnen haben. Letztlich will die SPD ihren Hoffnungsträger, der Ministerpräsident McAllister ablösen soll, nach den Kommunalwahlen in einer Urwahl küren lassen: Die Basis stimmt ab. (dpa)