: Keine Lust auf Mozart
Die Teilnehmer der Islamkonferenz wollten „Idomeneo“ sehen. Die Karten sind reserviert – und es gibt Absagen
BERLIN taz ■ Der Termin steht. Am 18. Dezember werden die Teilnehmer der Islamkonferenz vom September Mozarts „Idomeneo“ der Berliner Oper besuchen. Die Intendantin der Deutschen Oper, Kirsten Harms, habe bereits Karten reserviert, bestätigte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums.
Die Aufführung des „Idomeneo“ war Anfang September abgesetzt worden. In einer Szene wird der muslimische Prophet Mohammed geköpft. Aus Furcht vor islamistischen Anschlägen flog das Stück vorübergehend aus dem Spielplan. Nach heftiger Debatte über die Kunst und Meinungsfreiheit wurde am 27. Oktober bekanntgegeben, dass die Mozart-Oper wieder gespielt wird.
Um die Diskussion zu entschärfen, hatte Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei der ersten deutschen Islamkonferenz, die unmittelbar nach der „Idomeneo“-Absetzung stattfand, angekündigt, er wolle gemeinsam mit den Konferenzteilnehmern die Oper besuchen. Es sollte ein symbolischer Akt der Völkerverständigung werden.
Aber bereits einen Tag später lehnte Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrats, die Einladung ab. „Kunstfreiheit heißt nicht, dass man sich alles anschauen muss“, erklärte Kizilkaya damals der taz. Bei seiner Ablehnung ist er trotz reservierter Karten auch weiterhin geblieben. Für ihn sei es „nicht zumutbar, eine Szene anzusehen, in der dem Propheten der Kopf abgeschlagen wird“.
„Kunst“, erklärt Kenan Kolat, der Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, „darf nicht unter politischer Aufsicht gestellt werden.“ Deswegen werde er der Einladung folgen.
Ezhar Cezairli, Gründungsmitglied einer Gruppe säkularer Muslime, bewertet die Inszenierung als einen „Missbrauch der Kunstfreiheit“. Die Köpfungsszene verletze die Gefühle strenggläubiger Muslime.Trotzdem werde sie sich die Oper anschauen.
Mounir Azzaoui, Sprecher des Zentralrats der Muslime, will „Idomeneo“ nicht sehen. „Ich war noch nie in der Oper und werde auch diesmal keine besuchen“, erklärt er. „Trotz der politisch überhitzten Debatte“ will Azzaoui sich nicht zu einem Besuch „drängeln“ lassen.
„Wir dürfen nicht schon im Vorfeld die Kunst zensieren“, findet Ali Toprak. Der Sprecher der Alevitischen Gemeinde Deutschlands will der Einladung folgen, „weil wir Muslime auch Kritik am Islam aushalten müssen“.
CIGDEM AKYOL