: Fahrraddiebe haben in Berlin nicht viel zu befürchten
KRIMINALSTATISTIK Polizei sieht vor allem die Besitzer in der Verantwortung. Schlechte Aufklärungsquote
Rund 70 Räder pro Tag werden in Berlin gestohlen – geht man von einer gleich hohen Dunkelziffer nicht gemeldeter Diebstähle aus, sind es knapp 150 am Tag. Das geht aus der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik hervor.
Kein Rad ist sicher: Angerostete Hollandräder werden ebenso gestohlen wie Mountainbikes mit Mehrfachfederung und Hipster-Rennräder mit maßgefertigtem Rahmen.
Kriminaloberkommissar Oliver von Dobrowolski erklärt die Erfolge der Diebe schlicht mit der zunehmenden Beliebtheit des Fahrrads: „Wo mehr Fahrräder sind, kommen auch mehr weg.“ Die Polizei sieht die Ursache für das Problem vor allem bei den Radfahrern. Man sehe auch die „Besitzer in der Verantwortung“, sagt Dobrowolski von der Abteilung für Strategische Prävention. „Wenn man sein Eigentum behalten möchte, ist man auch etwas in der Pflicht, dass man es schützt.“ Die Polizei könne nicht immer einen hohen Überwachungsdruck aufrechterhalten, sagt Dobrowolski.
Davon profitieren die Diebe. Gern knacken sie Räder vor Bahnhöfen und Schulen. Bei dem ständigen Kommen und Gehen an diesen Orten fällt es meist nicht weiter auf, wenn sich jemand an einem Schloss zu schaffen macht. Die Berliner ADFC-Vorsitzende Eva-Maria Scheel sagte im Sender RBB, wie sie selbst Zeugin wurde, als drei Männer Schlösser durchschnitten, die Räder in einen Transporter packten und verschwanden – darunter auch ihr eigenes.
Vor allem Einzeltäter
Verschiedene Tätergruppen haben die Fahrräder im Visier: spontane Diebe auf der Suche nach dem schnellen Geld, Profis mit dem Blick auf teure Markenräder sowie organisierte Banden. In Berlin sind es laut Dobrowolski vor allem „Einzeltäter, die schnell Geld brauchen“. Die Täter verkaufen die Räder an Gebrauchthändler, auf Flohmärkten und über das Internet weiter. „Die Chancen sind objektiv gesehen nicht gut, dass man das Rad wiedersieht“, so Dobrowolski. Es gebe eine „betrübliche Aufklärungsquote“.
Kaum jeder zehnte Raddiebstahl wird aufgeklärt. Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote laut Bundeskriminalamt bei 9,6 Prozent – in Berlin bei 4 Prozent.
ANDREAS RABENSTEIN (DPA)