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Archiv-Artikel

Stiller Abschied von BenQ

Während der Insolvenzverwalter weiter mit möglichen Investoren spricht, hat die Belegschaft den Kampf um das BenQ-Werk in Kamp-Lintfort aufgegeben. Die wichtigsten Mitarbeiter sind schon weg

VON KLAUS JANSEN

Der Tod des BenQ-Handywerkes in Kamp-Lintfort scheint nicht mehr abzuwenden – nur hat ihn noch niemand verkündet.„Die Hoffnung ist gleich null“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Michael Leucker. „An eine Rettung glaubt hier keiner mehr“, sagt der Dinslakener IG Metall-Chef Ulrich Marschner.

Knapp einen Monat nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat sich noch immer kein Retter für die ehemalige Siemens-Tochterfirma gefunden. Bereits in wenigen Tagen könnte der Insolvenzverwalter Martin Prager mit dem Verkauf der Produktionsgeräte beginnen. Mit dem Verkauf der Maschinen wäre eine Fortsetzung der Handyproduktion unmöglich. „Es gibt noch kein Datum“, sagte eine Sprecherin von Prager. Zugleich sei aber auch klar, dass die Zeit knapp werde: Prager hatte stets den Januar als den Monat bezeichnet, der für BenQ „spannend“ sei – und der geht zu Ende.

Nach dem Rückzug des Konsortiums um den früheren Daimler-Manager Hansjoerg Beha ist mit dem Hamburger Notebook-Hersteller bacoc nur noch ein potenzieller Investor im Gespräch. Gegenüber der taz wollte das Unternehmen allerdings nicht einmal mehr bestätigen, dass noch Interesse an BenQ bestehe. „Wir reden noch mit jedem, der mit uns sprechen will. Aber wir sind skeptisch“, sagt Pragers Sprecherin.

Selbst wenn sich ein Investor fände, wäre eine Fortführung des Betriebs schwierig: Von ehemals 1.600 Mitarbeitern sind nur noch 160 im Unternehmen und organisieren einen Auslaufbetrieb. „Das bedeutet Zeugnisse schreiben und Forderungen einziehen, mehr nicht“, heißt es. Die anderen haben entweder einen neuen Arbeitgeber gefunden oder sind in eine Transfergesellschaft überführt worden. „Vor allem in der Entwicklung sind viele Leute weg. Das Know-How fehlt“, sagt Betriebsratschef Leucker. Er wirft der nordrhein-westfälischen Landesregierung vor, zu wenig für den Erhalt der Arbeitsplätze getan zu haben. Das NRW-Wirtschaftsministerium weist diesen Vorwurf jedoch zurück: „Wir haben alles gemacht, was uns vom EU-Recht erlaubt war“, sagt Sprecher Joachim Neuser.

Metall-Gewerkschafter Mar-schner sagt, dass viele Mitarbeiter auch innerlich Abstand von ihrem Arbeitsplatz genommen hätten und „verhältnismäßig entspannt“ mit der Lage umgingen. „Das gilt natürlich nicht für die Älteren, die sich kein Leben nach BenQ vorstellen können“, sagt er. An Kampf um die Jobs sei aber nicht mehr zu denken: „Keiner weiß, wofür er noch kämpfen soll.“

Stark nach Abschied klangen auch die Worte, die Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld seinen ehemaligen Mitarbeitern auf Jahreshauptversammlung am vergangenen Mittwoch mitgegeben hatte: „Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie und Ihre Familien in den letzten Monaten so viel durchmachen mussten“, sagte er. „Da ist etwas gewaltig schief gelaufen.“