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Archiv-Artikel

Der Krieg am Hindukusch fordert zahlreiche neue Opfer

AFGHANISTAN Dutzende Tote bei Anschlägen und Luftangriffen. Magazin: USA reden mit den Taliban

BERLIN taz | Hat am Hindukusch die Frühjahrsoffensive begonnen? Diesen Eindruck erweckt die hohe Zahl an Zivilisten, Soldaten und mutmaßlichen Rebellen, die in den letzten Tagen bei Anschlägen, Luftangriffen und Kämpfen getötet wurden. Zuletzt forderte am Montagmittag ein Selbstmordanschlag in der nördlichen Provinz Kundus rund 30 Tote. Die Region zählt zum Einsatzgebiet der Bundeswehr.

Ein Attentäter zündete im Distrikt Imam Sahib vor einem Regierungsgebäude eine Bombe. Dort standen viele Zivilisten für Ausweise an. Weitere 37 Personen sollen nach Angaben des Distriktgouverneurs verletzt worden sein, berichtete dpa.

Davor hatten am Samstag im östlichen Dschalalabad sieben in Polizeiuniformen gekleidete mutmaßliche Taliban eine Bank-Filiale angegriffen, bei der gerade Soldaten und Polizisten ihren Sold abhoben. Rund 40 Personen starben, darunter 20 Sicherheitskräfte und vier Attentäter.

Davor sollen bei Luftangriffen der internationalen Isaf-Truppe in der östlichen Provinz Kunar laut dem dortigen Gouverneur 64 Zivilisten getötet worden sein, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Die Isaf bestritt dies und sprach ihrerseits von 36 getöteten Rebellen, versprach aber eine Untersuchung. In der benachbarten Provinz Nangarhar sollen in der Nacht zu Montag ebenfalls Zivilisten bei einem Luftangriff auf ein Haus getötet worden sein. Darin sollen sich Taliban-Kämpfer bei einer Familie versteckt haben. In diesem Fall bedauerte die Isaf laut Reuters den Vorfall und kündigte eine Untersuchung an. Der Tod von Zivilisten bei Luftangriffen führt immer wieder zu Spannungen zwischen Afghanen und der Isaf. Zwar verschärfte die Truppe die Einsatzregeln, doch musste sich die Isaf-Truppe schon mehrfach für Fälle entschuldigen, die zuvor abgestritten wurden.

Laut dem US-Magazin The New Yorker führt die US-Regierung geheime Vorgespräche mit den Taliban. Es seien noch keine Friedensverhandlungen und auch sei Taliban-Chef Mullah Omar nicht beteiligt, schrieb das Blatt am Montag. Es beruft sich auf ungenannte Quellen in der Regierung. Die Gespräche würden auf den im Dezember verstorbenen US-Sonderbotschafter Richard Holbrooke zurückgehen und das Ziel haben, die Taliban vom Terrornetzwerk al-Qaida zu trennen. SVEN HANSEN