Der menschliche Faktor

POLIZEI STEIGT AUFS RAD

Jetzt trifft man sich doch auf Augenhöhe, unter Gleichen, von Rad zu Rad

Vielleicht erinnert man sich noch an Max Palu, den von Jochen Senf verkörperten „Tatort“-Kommissar in Saarbrücken. Sein Markenzeichen war ein Rennrad, auf das sich der recht füllig angelegte Senf als Palu ganz flott zu seinen Einsätzen bewegte. Und natürlich der in Münster ermittelnde Thiel. Dass auch der immer wieder auf sein Rad steigt, ist seiner recht allgemeinen Beliebtheit bestimmt nicht abträglich. Weil so was im „Tatort“ doch eine andere Anmutung hat als die „Fahr schon mal den Wagen vor“-Kommissare des alten Schlags.

Das mit dem Fahrrad ist irgendwie gleich menschlicher.

Was damit zu tun hat, dass das Fahrrad eben eine grundsympathische Erfindung ist und bestimmt eine der menschlichsten, die sich der Mensch hat einfallen lassen. Eine dazu, die auch wirklich zu ihm passt und das menschliche Maß nicht überragt.

Insofern muss man sich wundern, dass die Berliner Polizei erst jetzt, seit dieser Woche mal etwas konzentrierter in die Pedale treten will. Am Mittwoch stellte sie ihre erste Fahrradstaffel vor mit 20 Polizisten, die nun vom Sattel aus ihren Dienst verrichten. Was die Polizei anderswo bereits längst macht, in Hamburg, in Köln und, klar, in Münster. Die Fahrradstadt. In Berlin ist die Fahrradstreife in der östlichen Innenstadt zwischen Alex und Regierungsviertel unterwegs, um sich dabei vor allem den anderen Fahrradfahrern zu widmen, die halt auch manchmal vom rechten Weg abkommen. Nur dass man sich jetzt doch auf Augenhöhe, unter Gleichen, trifft, von Rad zu Rad.

Der Fahrradverband ADFC machte, was er machen musste – und begrüßte die Einrichtung der Fahrradstaffel. Der ADAC legte kein Veto ein – hat momentan aber vielleicht schlicht anderes zu tun.

Es handelt sich um einen Modellversuch, auf drei Jahre ist er angelegt. Dann wird geschaut, ob sich das Verkehrsklima im Regierungsviertel gebessert hat.

Dass der Max Palu in Saarbrücken mit seinem Rennrad längst ausgemustert ist und auch Thiel, wenn es wirklich zur Sache geht, doch lieber in die Luxuskarosse seines hassgeliebten Kompagnons Boerne steigt, muss da für Berlin überhaupt nichts bedeuten.

Und, nein, die Fahrradstreife schnallt sich kein Polizeilicht auf den Helm. Das wäre dann doch zu albern. THOMAS MAUCH