: Wal-Mart will ein grünes Image
Der umstrittene US-Handelsriese verpflichtet sich zum Umweltschutz und will in diesem Jahr 100 Millionen Energiesparlampen verkaufen. Verbände sind skeptisch
BERLIN taz ■ Bisher ist die Supermarktkette Wal-Mart eher für die knallharte Ausbeutung seiner Angestellten bekannt. Mit einer großen Marketingoffensive will sich das Unternehmen jetzt als Vorreiter beim Umweltschutz präsentieren.
Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, Energiesparen zu fördern. Der mit 1,8 Millionen Beschäftigten weltgrößte Einzelhändler will dieses Jahr in den USA 100 Millionen Energiesparlampen verkaufen. Das wäre mehr als doppelt so viel wie 2005; damals verkaufte Wal-Mart nur 40 Millionen Energiesparlampen, während im gleichen Zeitraum 350 Millionen konventionelle Glühbirnen über den Ladentisch gingen.
Erreicht werden soll das Ziel durch eine neue Marketingstrategie. So liegen die Sparlampen in den Märkten ab sofort nicht mehr auf dem untersten Regal, sondern prominent platziert in Augenhöhe. Informationsdisplays erklären den Kunden die Kosteneinsparung durch die Sparbirnen. Denn sie rentieren sich schnell: Energiesparlampen halten fünf- bis fünzehnmal länger als normale Glühbirnen und verbrauchen 80 Prozent weniger Strom – bei gleicher Helligkeit. Würde Wal-Mart sein Verkaufsziel erreichen, könnten die Konsumenten 3 Milliarden Dollar Stromkosten sparen. Dass die Umweltinitiative auch dem Marketing dient, gibt das Unternehmen offen zu: „Wir wollen die Umwelt schützen, Kosten sparen und natürlich auch unseren schlechten Ruf aufbessern“, sagte Wal-Mart Geschäftsführer H. Lee Scott der New York Times.
Dem Firmenimage einen Hauch Öko zu verleihen, ist bei vielen Unternehmen gerade angesagt. „Die surfen alle auf einer Welle“, sagte Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe der taz. Das sei eine Reaktion darauf, dass die Tatsache Klimawandel spätestens seit New Orleans und dem Al-Gore-Film „Eine unbequeme Wahrheit“ bei den Menschen angekommen ist. „Mit positiven Dingen Geld zu verdienen, ist aber eine gute Sache – auch wenn die Konzerne von anderen Problemen ablenken wollen“, so Rosenkranz.
Bisher kamen die Energiesparlampen bei den Kunden nicht sehr gut an, weder in den USA noch in Deutschland. Sie seien zu teuer und das Licht der Lampen zu diffus. Das habe sich aber geändert, berichtet die Verbraucherzentrale. Die Lichtqualität habe sich verbessert, und die Preise seien gesunken. Die Lampen kosten je nach Qualität und Lichtstärke 3 bis 10 Euro.
Dafür, dass die Information auch beim Kunden ankommt, sorgt beispielsweise eine Kampagne der deutschen Energie-Agentur (dena). Seit 2002 informiert sie die Verbraucher mit Broschüren und Aktionswochen in Elektromärkten zur Energie-Effizienz in Haushalten. Die dena selbst bewertet die Kampagne als Erfolg. Rosenkranz aber zweifelt: „Die dena rechnet das Ergebnis schön“, sagte er. „Auch verkaufen Elektromärkte wie Saturn und Media Markt noch immer stromfressende Geräte und kennzeichnen den Energieverbrauch ihrer Haushaltsgeräte unzureichend“, sagt Rosenkranz und fordert, auch die Hersteller mehr in die Verantwortung für mehr Klimaschutz zu nehmen.
Immerhin geben 75 Prozent der Befragten in einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmen Forsa an, sich vor dem Kauf von Geräten über ihren Energieverbrauch zu informieren – auch wenn das Beispiel der Energiesparlampe zeigt, dass die Kaufentscheidung nicht immer rational ist. MIRJAM NEEBE