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Archiv-Artikel

Wirre Welt der Gesetze

Alles, was Recht ist: Und noch mehr unglaubliche Sitten, Gebräuche und Regeln

Recht und Gesetz waren schon immer ewig und unwandelbar und änderten sich deshalb allenfalls im Lauf der Zeit. Da diese Zeit aber in jeder Kultur anders tickt, sind überall auf der Erdkugel ganz verschiedene Rechtssysteme und Gesetze erfunden worden, wie die folgende Übersicht mal wieder allen beweist, die sich dafür interessieren oder nicht.

Um den Vollzug der Todesstrafe möglichst schmerzlos zu gestalten, werden in Brasilien die Delinquenten im Schlaf sanft in einen Kessel kochenden Wassers gekippt.

Nach der jüngsten Gesetzesreform gelten Frauen in Laos endlich nicht mehr als Sachen, sondern als Wertsachen.

Jugendliche, die nach 22 Uhr auf der Straße angetroffen werden, gelten in Japan von Rechts wegen als drogensüchtig und kriminell, und ihre Eltern, Verwandten und Nachbarn werden daher streng nach dem Gesetz bestraft.

Auf Haiti ist es verboten, dass ein Ehemann seine Frau schlägt. Schlägt er sie dennoch, so darf die Frau keine bleibenden Schäden davontragen. Trägt sie bleibende Schäden davon, so soll sie ihrem Mann danken, dass sie am Leben geblieben ist. Stirbt sie, so gilt der Tod als Unfall, und ein Unfall ist nicht strafbar. Im Völkerrecht sind Verträge zwischen zwei Staaten für den kleineren bindend.

Ein Mensch und ein Haustier dürfen in den Niederlanden eine eheähnliche Gemeinschaft begründen, wenn sie in einem gemeinsamen Haushalt leben, vor dem Standesbeamten nicht ausdrücklich einen gegensätzlichen Willen bekunden und wenn sie gemeinsame Kinder aufziehen.

Erweist sich in Bulgarien eine Ware vor Ablauf der gesetzlichen Gewährleistungsfrist als schadhaft, so verkürzt sich die gesetzliche Gewährleistungsfrist entsprechend.

Ein Mann in Niger, der seinen Samen zu Boden fallen lässt, hat sich in die Wüsteneinsamkeit zu begeben und vierzig Tage lang von Sand und getrocknetem Wasser zu ernähren. Der Aufenthalt in der Wüste verlängert sich für jeden weiteren Samenfrevel um abermals vierzig Tage.

Jemand, der nachts im Schlafanzug über einen Dachfirst wandelt, darf in England mit einem Gewehrschuss geweckt werden.

Nach dem Eherecht von Sambia bleiben bei der Scheidung die Kinder, das Haus und die bewegliche Habe beim Mann; die Frau jedoch, seit der Reform von 2002, nicht. Das belgische Strafrecht sieht vor, dass auch unbegangene Straftaten weltweit verfolgt werden müssen.

In Ruanda muss ein der Hexerei Angeklagter, um seine Unschuld zu beweisen, einen Wurm essen, auf einem Löwen reiten und anschließend seinen Kopf in einen Kessel siedendes Pech halten. Verbrüht er sich, so ist seine Unschuld erwiesen, und die Anklage wegen Hexerei wird fallengelassen.

In Italien genießt der Datenschutz von Gesetzes wegen hohen Stellenwert beim Staat. Niemand hat daher einen hinreichenden Grund, seine Daten geheim zu halten. Zuwiderhandlung wird strafrechtlich verfolgt.

Aufgrund der neuen, frauenfreundlichen Gesetzgebung in Benin darf ein Mann seine Frau nicht mehr zu Hause einsperren, sondern hat sie einmal in der Woche spazieren zu führen.

Wer in Deutschland unbefugt eine Erlaubnis auf Genehmigung ohne Antrag pflichtwidrig erhält oder entzieht beziehungsweise sich beschafft, hat mit dem entsprechenden oder entgegenstehenden Gesetz zu rechnen.

Frauen mit Damenbart gelten nach georgischem Eherecht als besonders weiblich. Küsse, die länger als fünf Minuten dauern, werden im australischen Bundesstaat Neusüdwales seit der Gesetzesreform von 1972 nur mehr mit einem öffentlichen Dauerkuss von nicht unter einer Stunde geahndet.

Die jüngste chinesische Gesetzesreform sieht vor, dass sämtliche Todesurteile nach der Vollstreckung vom Obersten Gerichtshof überprüft werden müssen.

Wer in der Dominikanischen Republik mit Falschgeld einkauft, wird nicht bestraft, wenn er damit gestohlene Ware bezahlt.

Wer einem Staatsoberhaupt in die Hose greift, wird in den meisten Ländern der Welt nicht bestraft, wenn der Täter die Ehefrau des Staatsoberhaupts ist.

Die Klage eines Arbeitnehmers, der vom Arbeitgeber zerstückelt, pulverisiert und über die Kanalisation entsorgt wurde, ist nach einem Entscheid der obersten Kammer des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt abzuweisen, wenn im Arbeitsvertrag nichts grundsätzlich Gegenteiliges vereinbart worden war.

Schlafentzug, Hundeattacken, vierzigstündiges Stehen, simulierte Vergewaltigung und Scheinerschießung von Gefangenen gelten in den USA von Rechts wegen als erlaubt und demzufolge nicht als Folter. Folter ist in den USA verboten.

Wer in Saudi-Arabien den Erdball in die Luft sprengt, geht straflos aus, wenn die Tat im Glauben an den Allmächtigen geschah.

PETER KÖHLER