piwik no script img

Archiv-Artikel

Herr Behördenleiter

Der eigenartige Führungsstil von Ingo Wolf sorgt für miese Stimmung im nordrhein-westfälischen Innenministerium

Da soll mal niemand behaupten, der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf sei kein rühriger Behördenchef. Um die wirklich wichtigen Dinge kümmert sich der der frühere Oberkreisdirektor stets persönlich. Beispielsweise um die Verteilung der Parkplätze auf dem Vorplatz vor seinem Dienstsitz in der Haroldstraße. Mit einem beeindruckenden und für alle sichtbaren Ergebnis: drei Parkplätze sind seitdem mit neuen Schildern gekennzeichnet. „Behördenleitung“ steht darauf.

Diese – wahre – Anekdote zum Besten gab in dieser Woche der Personalratsvorsitzende des Innenministeriums, Michael Puttkamer. Vor knapp 400 Ministeriumsbeschäftigten und im Beisein Wolfs wollte er damit den fragwürdigen Führungsstil des freidemokratischen Ministers illustrieren. Denn für die Behördenspitze seien moderne Grundsätze und Merkmale von Führung wie „Delegation von Verantwortung, Transparenz von Entscheidungsprozessen, Mitarbeiterpartizipation und Mitarbeitermotivation“ im „sprichwörtlichen Sinne Fremdworte“. Stattdessen müssten sich selbst hohe Beamte „erst einmal die Erlaubnis zum Denken holen“, bevor sie ein Problem anpackten. „Ganz normale Angelegenheiten werden zur geheimen Kommandosache“, wetterte Puttkamer auf der Personalversammlung. Sein Redemanuskript wurde der taz jetzt aus dem Innenministerium zugespielt.

Rund eineinhalb Jahre ist Wolf nun im Amt. Das Resultat seines famosen Wirkens: „Sie haben innerhalb kürzester Zeit einen großen Teil der Beschäftigten gegen sich aufgebracht!“ In der Behörde herrsche mittlerweile eine „Kultur des Misstrauens“, kritisierte Puttkammer unter dem frenetischen Beifall seiner Kollegen auf der nicht-öffentlichen Sitzung. So würde Wolf „bewusst die Öffentlichkeit zu Lasten der eigenen Beschäftigen“ täuschen. Der autokratische Freidemokrat lasse sich offenbar von dem Motto leiten: „Für mich das Beste, für die anderen das Schlechteste.“ Entsprechend sei denn auch inzwischen die Motivation der Beschäftigten und im Innenministerium kursiere bereits in konsequenter Anwendung eines FDP-Leitspruchs die Parole: „15.50 Uhr: Privat vor Staat, ich geh‘ nach Hause!“

Und wie reagierte der Minister auf die heftigen Vorwürfe? „Wie immer“, berichtet ein Mitarbeiter. Wolf habe „viel geredet, aber nichts gesagt“. Vielleicht sei „der Herr auch einfach wahrnehmungsgestört“. Pascal BEUCKER