Jukebox

Pillenlos glücklich

Vielleicht sollte man einfach mal wieder früher nach Hause gehen. Nach Jahren, in denen die Musik, die Clubs, die Klos, die Organe immer dreckiger wurden, die Partys erst zu After-Hour-Zeiten spannend wurden und die After Hours erst zur Teezeit.

Die beiden Londoner Dego McFarlane und Mark Clair alias 4 hero machten zwar Anfang der 1990er den Drum and Bass groß, doch ab Mitte der 90er zogen sie aus der 24-Hour-Rave-Szene aus. „Two Pages“, ihr großes Album aus dem Jahr 1998, ist im Grunde eine House-Platte – House der weicheren, an Philly Sound, Jazz und Soul orientierten Gangart.

Die Nu-Jazz-Bewegung, die Berliner Jazzanova genauso wie der Londoner DJ Gilles Peterson, auf dessen Label Talkin’ Loud die Platte erschien, haben 4 hero viel zu verdanken, ebenso wie Ursula Rucker, die durch ihren Gesangspart auf dem wunderschönen Stück „Loveless“ groß herauskam. (Auf dem Nachfolger-Album „Creating Patterns“ sangen dann Mark Murphy, Terry Callier und Jill Scott.) Die ganze erste Seite der „Two Pages“ liegt irgendwo zwischen Curtis Mayfield und LTJ Bukem; zwischen Paradies und Apokalypse, Streichereinlagen und harten Double-Bassläufen. Die schwächere B-Seite besteht aus härteren Breakbeat-Stücken und hat mit der ersten Hälfte recht wenig zu tun – sie ist vielleicht eher eine Reminiszenz an die Drum-and-Bass-Zeiten des Duos.

Wenn man damals – etwa donnerstags im „alten“ WMF in der Ziegelstraße (Eintritt: 5 Mark!) – diesen Sound hörte, ging man um 5 nach Hause und war pillenlos glücklich. Kein Grund zur Melancholie: Einmal im Monat bringen ebendieses Gefühl auch die Innercity-Abende im Weekend-Club hoch, zu denen der Berliner DJ Dixon lädt. Außerdem haben 4 hero gerade ein neues Album herausgebracht und sind heute endlich auch mal wieder in Berlin, bei der Kaleidoskop-Nacht im Café Moskau. AE