Berliner Platte
: Männer: Ed Csupkay weiß, was ihnen Spaß macht, und El*ke machen altmodischen Rock für sie

Ed Csupkay: „Das Tier in mir“ (Labels/EMI)

Es gibt dieses Klischee, dass Musikjournalisten nur verhinderte Popstars sind. Da ist sicher was dran. Noch viel mehr Möchtegernmusiker aber findet man im direkten Umfeld, unter Tourmanagern und Roadies, Konzertveranstaltern und Club-Betreibern. All das war Ed Csupkay mal oder ist es noch. Und außerdem: Türsteher und Barkeeper und Mitbesitzer des Ex’n’Pop, Bandleader für Sophie Rois, Theatermusiker für Frank Castorf, Geiger für Meret Becker, Mitglied der Jever Mountain Boys und von Rumble On The Beach. Reichlich Stoff für ein einziges Leben, das nun noch voller wird: Ed Csupkay bringt auf seine alten Tage sein erstes Solo-Album heraus. „Das Tier in mir“ beweist: Csupkay hat seinen Dylan gehört, das merkt man spätestens, wenn in „Wenn wir endlich weitergehen“ die Mundharmonika einsetzt. Ansonsten setzt es Country-Einflüsse, trockenen Humor und viele Songs über einsame Männer und unerreichbare Frauen, das Leben in der Nacht und auf der Straße. „Wo immer ich steh, steh ich vor deiner Tür“, singt Csupkay, oder: „Mach’s dir einfach, trink einsam und viel“, und seine lakonische Intonation erinnert dabei an Sven Regener, der das Album auch produziert hat. Kein Wunder: Der Element-of-Crime-Sänger stammt aus demselben Bremer Vorort. Csupkays Texte aber sind nicht gefeit vor schiefen Bildern, so im Titelsong, in dem sich das Tier im Manne reimt auf „Pudel“ und „Wolfsrudel“. Auch in „Garagenliebe“ fügt Csupkay einer der liebsten Metaphern in der Geschichte der populären Musik ein neues Kapitel hinzu: Die Liebe zum anderen Geschlecht setzt er gleich mit der Wirkungsweise eines Autos: „Ich bin wie ein Funken und du bist wie Benzin.“ Kurz: alles, was Männern Spaß macht, in einem Song.

Um Männer handelt es sich auch bei El*ke. Um drei besonders männliche Exemplare sogar, denn nicht umsonst wird ihr neues Album beworben mit dem Satz: „Drei Männer für den altmodisch direkten Rock“. Und tatsächlich schmeckt die Musik auf „Wir müssen hier raus“ nach viel Schweiß, ein bisserl Blut und garantiert keinen Tränen – oder zumindest nicht vielen. Die Gitarren machen keine Gefangenen, Bass und Schlagzeug bummern, und alle zusammen sind sie auf der Suche nach dem Stück Rockmusik, das die Punkrevolution vergessen hat zu zerdeppern. In der Selbstdarstellung ist von Wildheit die Rede, und musikalisch umgesetzt klingt das mitunter etwas altmodisch, aber vielleicht auch nur pubertär. Allerdings: Für den Massenerfolg einer musikalisch ganz ähnlichen Band wie Revolverheld sind El*ke nicht nur schon zu alt, sondern auch zu erwachsen. Denn zwischen all der musikalischen Kraftmeierei ist Sänger Peter Bolmer durchaus ehrlich verliebt (die schöne, aktuelle Single „Ich mag dich“) oder auch von Selbstzweifeln geplagt („Ich wollte immer anders sein, nicht das, was ich bin“). Die Record Release Party feiert man trotzdem heute im Emsland, aus dem die drei vor einem halben Jahrzehnt in die Hauptstadt flüchteten, im „Rock Palast“ im schönen Meppen. Bei Mama, noch so ein Klischee, ist es halt doch am schönsten. THOMAS WINKLER

El*ke: „Wir müssen hier raus“ (It Sounds/Labels/EMI)