Ode an die Toleranz

Anlässlich der Premiere des Dokumentarfilms „Yes I Am“ über das Projekt „Brothers Keepers“ kommen D-Flame und Mamadee für ein Konzert zusammen

Konzert: So, 4. 2., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36; Film-Premiere: Mo, 5. 2., 20 Uhr, Abaton, Allende-Platz 3

Aufgewachsen ist Adé „Bantu“ Odukoya in Nigeria. 1986 wurde sein Vater brutal ermordet und Adé zog mit seiner deutschen Mutter und seinen Geschwistern nach Leverkusen. Hier lebt er, seit er 16 ist und kümmert sich neben seiner Band „Bantu“ um verschiedene Anti-Diskriminierungs-Projekte. Der Rapper D-Flame ist in Deutschland aufgewachsen, in der Nordweststadt am Rand von Frankfurt am Main, einem sozialen Brennpunkt. Als seine allein erziehende Mutter nicht mehr mit ihm klarkommt, steckt sie ihn in ein Heim. Für D-Flame bedeutet das den Anfang seiner kriminellen Karriere. Mittlerweile ist er Vater dreier Kinder und arbeitet in seinen Songs seine Vergangenheit auf. Die Sängerin Mamadee wiederum stammt aus Ostdeutschland. Zehn Jahre ist sie alt, als die DDR und damit ihr Traum von der roten Halsbinde der Thälmann-Pioniere zusammenbricht.

Die auf den ersten Blick grundverschiedenen Biographien der drei MusikerInnen haben dabei einen gemeinsamen Kern: Sie sind Kinder schwarzer Väter und sie wachsen ohne sie auf. Sie sind Menschen, die sich noch immer auf der Suche nach einem bedeutenden Teil ihrer Identität befinden. Die Wege der drei kreuzen sich das erste Mal, als in einem Park in Dessau der schwarzhäutige Alberto Adriano von Jugendlichen brutal erschlagen wird. Im Anschluss daran gründet sich das Projekt „Brothers Keepers“, ein Verein, dessen Anliegen es ist, eine Lobby für die Opfer rechter Gewalt zu schaffen. Man zieht durch ostdeutsche Schulen und sucht das Gespräch mit den SchülerInnen. Am bekanntesten sind allerdings die zugehörigen Musikprojekte „Brothers Keepers“ und „Sisters Keepers“, denen sich mittlerweile über 90 zumeist afrodeutsche MusikerInnen angeschlossen haben – neben D-Flame, Adé und Mamadee unter anderem Xavier Naidoo und Samy Deluxe.

Sven Halfars einfühlsame und engagierte Dokumentation „Yes I Am“, die am Montagabend im Abaton in Anwesenheit des Regisseurs Premiere hat, erzählt die Geschichten von D-Flame, Mamadee, Adé und den „Brothers Keepers“ – jenseits von abgeschmackten Rap-Klischees. Ein Film über die Schwierigkeiten, eine afrodeutsche Identität zu entwickeln und die Problematik der Integration in die deutsche Gesellschaft. Eine Geschichte von der Macht der Musik und dem guten Gefühl, gemeinsam die Stimme zu erheben – eine Ode an die Toleranz und die gemeinsame Hoffnung, etwas ändern zu können.

Anlässlich der Premiere von Halfars Film gibt es am Vorabend in der Fabrik ein Konzert mit D-Flame & DJ Flipcane, Mamadee und ihrem Gitarristen Enno Kremser. D-Flame wird sein viertes Album „FFH“ vorstellen, eine Mixtur aus HipHop und Reggae. „Sisters Keepers“-Sängerin Mamadee wiederum bewegt sich musikalisch zwischen Jazz, Gospel, Soul und Reggae. ROBERT MATTHIES