: Reden statt Revolution
■ Die Reichen ärmer machen, aber wie?
„Wir müssen wieder darüber reden, wo das Geld ist“: Dieser Aufforderung des Hamburger DGB-Chefs Erhard Pumm kamen die vielen DiskutantInnen des „Sozialpolitischen Ratschlags“ am Wochenende in der Hochschule für Wirtschaft und Politik mit Genuß und Scharfsinn nach: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, der Kapitalismus gebärdet sich weltweit immer enthemmter, in Hamburg gehören 70 Prozent des Vermögens 0,28 Prozent der Bevölkerung – Information satt über Formen und Ausmaß der gigantischen „Umverteilung von unten nach oben“.
Initiiert von der 1989 gegründeten „Bürgerinitiative für Sozialismus“, unterstützt von PDS bis SPD-Eimsbüttel und DGB, waren alte Linke aus dem Wissenschafts- und Gewerkschaftsmilieu zusammengeströmt. Zwar jammerte Pumm: „Wir sind in den Gewerkschaften noch sehr defensiv.“ Doch Holzgewerkschafter Gisbert Schlemmer tröstete mit seiner Vision von einem breiten „linken Lager von PDS, Grünen und SPD“, welches gemeinsam mit Umweltinis, Verbrauchergruppen und Gewerkschaft ein „gesellschaftliches Reformprojekt schmiedet“.
Der Frankfurter Politologe Hans See wußte sogar, wie das geht: „Kapitalkritische Aufklärung“ sei für „einen neuen Anfang erforderlich“, das Ziel ein „hochregulierter Kapitalismus“. Kurz: Die Wiederauferstehung linken Denkens setzt auf Diskurs statt Revolution und fordert die Bändigung des Kapitalismus, nicht seine Abschaffung.
Dem GALier Norbert Hackbusch reichte das nicht: „Das Private ist böse, der Staat gut – Quatsch. Wir brauchen konkrete Antworten!“ Der Ratschlag gab sich Mühe und verabschiedete seine „Hamburger Ermutigung“, die wegweisend rät: „Reden wir! Denn wenn wir schweigen, dringt nichts mehr durch die von Reichen beherrschten Medien nach außen!“ fm
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