Störfaktor Kunde

■ Verbände fordern HVV-Fahrgast-Beirat

Bei der Planung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sollten Fahrgäste künftig mitreden können. Das forderten gestern Vertreter von Verkehrsclub Deutschland (VCD), Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), Seniorenbüro, Pro Bahn-Initiative und anderen Hamburger Vereinen, die gemeinsam einen Fahrgast-Beirat im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gründen wollen.

Während in anderen Verkehrsunternehmen ein Fahrgastbeirat längst Standard sei – wie etwa in Köln oder Bonn –, wolle man in Hamburg auf die Erfahrungen der Bus- und BahnfahrerInnen verzichten, klagen sie. Erst vor wenigen Wochen ist ein GAL-Antrag für einen solchen Beirat im öffentlichen Nahverkehr in der Bürgerschaft abgeschmettert worden. Nun wollen die Verbände noch einmal öffentlichen Druck ausüben.

Es müsse Schluß sein mit der „Dienstwagen-Perspektive“ des HVV und der Verkehrsplaner in der Politik, meint Hans-Dietrich von Laue vom VCD. Der HVV-Fahrgast selbst wisse doch am besten, an welchen Stellen es hake, wo schlechte Verbindungen bestünden, weil eine U-Bahn keine 30 Sekunden auf die Anschlußbahn warte oder wo Geld verschwendet würde, weil für 40 Leute überflüssige neun Waggons bereitstünden.

Offensichtlich aber werde der Fahrgast „manchmal mehr als Störfaktor denn als Kunde gesehen“, glaubt Karsten Bochert von der Ini Wohnen ohne Auto. Es könne nur im Interesse des HVV selbst sein, Anregungen und Verbesserungsvorschläge der Kunden aufzunehmen, sagen die Verbände und wollen mit dem Beirat einen qualifizierten Anlaufpunkt für Fahrgäste bieten.

„Das wichtigste ist eine Kommunikationsstruktur zum HVV“. Beschwerdebriefe sollten nicht mehr nur „vor Bürowände knallen“. Die Forderungen kommen pünktlich zum 30. Geburtstag, den er HVV heute feiert.

Polly Schmincke