: Flora aus der Asche
■ Doch Indizien für Brandstiftung? Feuerkasse zahlt, Senat schweigt, Bezirk diskutiert, in der Flora wird schon wieder gewirbelt Von Ulrike Winkelmann
War es doch Brandstiftung? Nach Informationen der taz soll kurz vor dem Ausbruch des Feuers in der Roten Flora in der Nacht zum Dienstag ein Bewegungsmelder das getan haben, wozu er da ist: Bewegungen aufzeichnen. Zudem gab es in einer Zwischenwand zu den Archivräumen im Obergeschoß ein Loch und die Tür soll beim Eintreffen der Feuerwehr offengestanden haben. Eine offizielle Bestätigung dieser Informationen aus „Flora“-Kreisen war gestern abend nicht mehr zu erhalten.
Sicher ist hingegen: Die Feuerkasse zahlt. Diese Nachricht hob gestern die Stimmung unter den AktivistInnen der Roten Flora beträchtlich. In dem Bauwagen mit Heizlüfter, der als provisorische Infozentrale vor dem ehemaligen Theater steht, herrschte Hochbetrieb: jemand möchte zwanzig Mark spenden, andere fragen, wo sie mit anpacken können. Der Keller muß dringend ausgepumpt und die Regips-Platten von der Decke der „Volxküche“ müssen runter.
Heute wird ein Sachbearbeiter der Hamburger Feuerkasse die Schäden im ersten Stock und am Dach begutachten. „Bei einem Totalschaden“, rechnete der stellvertretende Leiter der Feuerkasse, Hartwig Essert der taz vor, liege der zu ersetzende Wert „um die zwei Millionen Mark“. Die real zu zahlende Summe liege jedoch bestimmt weit darunter. Aber erst einmal müsse das Problem mit der Einsturzgefahr geregelt werden.
Um diese abzuschätzen, waren gestern die bezirklichen Bauprüfer vor Ort. Hans-Gerhard Franke vom Bauamt sprach von einem „Gefahrenzustand“ und daß das Betreten verboten sei; genaueres sei derzeit noch nicht festzustellen: „Schließlich ist es da oben so dunkel.“ Jörn Sturm, GAL-Bezirksabgeordneter in Altona, befürchtet: „Sollte die Flora als einsturzgefährdet gelten, wird sie sofort abgerissen.“ Auf der Bezirksversammlung heute abend wird die GAL beantragen, einer Delegation aus der Roten Flora Rederecht einzuräumen. Sturm: „Die Chancen sind besser, wenn es ein Altonaer Thema bleibt“.
Daß sich der Senat dennoch nicht heraushalten wird, gilt als logisch. Der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde (Steb), Bernd Meyer, versicherte, daß es „bisher keine Meinungsbildung auf Senatsseite gibt“. Sollte sich der „Flora Verein“ mit dem Bezirk auf Modalitäten zur Wintersicherung einigen, „dann ist der Dampf da auch erst einmal raus“, so Meyer.
Gerade die Wintersicherung ist es jedoch, die die Flora-AktivistInnen derzeit unter Hochdruck versetzt: Niemand weiß, was passiert, wenn das durchnäßte Mauerwerk einfriert. Der normale Flora-Betrieb wird noch lange nicht wieder aufgenommen werden können: Viele Gruppen sind vorerst heimatlos; ob für Veranstaltungen ein Zelt hinterm Haus aufgestellt werden kann, steht noch nicht fest. Die Markthalle meldete gestern, daß sie zwei Benefiz-Veranstaltungen für die Glasmoorgruppe und die Sylvesterfete übernehmen wolle.
Spendenkonto: Flora e.V., Konto 29492-202, Postgiroamt Hamburg, BLZ 200 100 20
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