■ Störzeile: Christlich-konspirativ
Wer hätte gedacht, daß die Christdemokraten einmal ausziehen würden, Wandsbek zur militärfreien Ostzone zu erklären? Im hermeneutisch abgeriegelten CDU-Headquarter wurde gestern in konspirativer Sitzung die soldatenlose Zukunftszone Jenfeld beschlossen.
Ohne daß von offizieller Seite irgendwer Böses geahnt hätte, zeigte sich der Fraktionsvorsitzende Gerhard Fuchs selbst, was an Phantasie in ihm steckt: Wenn die Bundeswehr 1997 die Lettow-Vorbeck-Kaserne „vollständig geräumt hat“, will er hier seinen heimlichen Hang zum Anarchistisch-Alternativen ausleben. „Panzer-Fahrzeughallen zu Jugendhandwerkerparks! Waffenlager zu Medienbetrieben! Sechs-Mann-Zellen zu Wohnungen!“ zitieren brave Soldaten künftig die christlich-demokratische Fuchspredigt.
Zur Presse sickerte über Faxkanäle durch, daß Fuchs' Zunge sich „am Freitag, dem 01. Dezember“ beim Flüstern des Codes „Jenfeld 2000“ lösen werde. Wann und wo entzog sich aus Sicherheitsgründen selbst der Kenntnis der CDU-Geschäftsstelle. Bisher wissen die Soldaten nichts von ihrem Glück: „E-e-s so-sollen do-doch n-nur 350 Mann vom Instandsetzungsbataillon sechs nach Schleswig-Holstein umziehen“, stottert ein Verstörter. Befremden auch beim Bundesvermögensamt, das von der „Totalauflösung“ nichts gehört hat. Steb-Sprecher Meyer wurde blaß, seines Senators Credo aus fremdem Munde zu vernehmen: „Planen heißt Vorsorge treffen.“ Heike Haarhoff
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