: Barocke Theatralik und gewalttätiges Gegeneinander: Penderecki dirigiert Pendereckis 2. und 4. Sinfonie
Weihnachten, ein Klassik-Geschäft, auch dort, wo man es nicht vermutet. Etwa bei Krzysztof Penderecki, der auch seine Weihnachtssinfonie – die 2. Sinfonie 1979/80 – komponiert hat, die nun in einer Einspielung der NDR-Sinfoniker mit dem Komponisten als Dirigenten vorliegt.
Doch wirkliche Besinnlichkeit ist Sache des wallenden Katholiken Penderecki nicht: Nach dem stilvoll stillen Beginn, nahezu ein Schleichweg in die Komposition, folgen die bekannten und beliebten dramatisch-pathetischen und dynamischen Sprünge und Kontraste, die in ihrem Locken nach leidenschaftlichen Bildern so zwingend auf das Kino zeigen. Mehr vielleicht noch in der zweiten Einspielung, Pendereckis für die Jahresfeiern der Französischen Revolution komponiertem Adagio, kostet der polnische Komponist das Gegeneinander von gewalttätigen Tutti und Fanfaren mit leisen Melodien und Klangseen aus.
Penderecki, dessen Abwendung von moderaten Klangexperimenten und -innovationen hin zu einer romantischen Theatralik heutzutage weniger als Verrat an der Moderne denn als zeitgenössische Umarmung der Massen mit schmerzloser Musik wahrgenommen wird, zeigt in den beiden hier vorliegenden Sinfonien dennoch auch die Kontinuität seines musikalischen Empfindens auf. Die Detonationen des Orchesters und der Wille zur großen Geste zeigen die Lust an einem katholischen Barock der Klänge, die auch seine frühen Werke schon kannten. Ob man dies heutzutage eher als aufwühlende Emotionalität oder leidenschaftlichen Kitsch empfindet, hängt wohl sehr von der individuellen Gemütslage ab. Der große Erfolg Pendereckis wird durch Werke wie das vorliegende sicherlich nicht gebremst.
Till Briegleb
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