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Lokalkoloratur

Weiße Schürze, blonder Wuschelkopf, ein vertrauenerweckendes Lächeln und rund um ihn herum „Sachen, die ich selber gerne mag“ – Uli Gierse, Ex-Geschäftsführer der Rathaus-Grünen, hat die Seite gewechselt. Der altlinke Politprofi, der 1991 maßgeblich zur Wiederversöhnung von Linken und Realos beitrug, mutierte gestern zum Edel-Naturkost-Höker „Ceres“ am Hallerplatz. Keine bienengewachsten Kiefernholzlatten, kein erdverschmiertes Gemüsekistenchaos und kein ausgelatschtes Ringelpulli-Outfit verunzieren den „Grünen Laden der dritten Generation“, wie das frischgebackene Handelskammermitglied Gierse stolz vermerkt. Vom Ros-Champagner zu 69 Mark bis zu preiswerten Bio-Baby-Breis reicht die ausgefuchste Mischkalkulation, die der Rotherbaum-Klientel zwischen Studis und Stuckvillen das Leben versüßen und Gierse eine solide Existenzgrundlage verschaffen soll. Kommt der Kaufmann um die Sechs-Tage-Woche rum? Gierse besorgt: „Was ich am Samstag machen soll, weiß ich wirklich noch nicht.“ 1992 wußte er es noch: „Wir wollen den Wechsel. Wir wollen an die Macht.“ fm

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