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Im Audimax saßen nur Opfer

■ FU-Protest gegen Streichungen. SPD und CDU-Vertreter ganz unschuldig

Alle waren sich gestern im Audimax der Freien Universität (FU) einig: Der Beschluß des SPD- CDU-Senats, die Fachbereiche Zahnmedizin und Informatik an der FU zu streichen, sei eine Fehlentscheidung. Auf der von FU- Präsident Johann W. Gerlach initiierten Informations- und Protestaktion, zu der gestern vormittag über 800 Mitarbeiter und Studenten mit Transparenten, Trillerpfeifen und Hupen in den Henry- Ford-Bau gekommen waren, herrschte vorwiegend große Betroffenheit und Ratlosigkeit. Die Mitarbeiter der Institute fürchten eine schleichende Abwicklung der FU. „Wenn wir heute keine Zahnmedizin mehr brauchen, wozu brauchen wir dann morgen Medizin, wozu brauchen wir übermorgen die FU“, fragt der geschäftsführende Direktor der Zahnmedizin, Wolfgang Freesmeyer, polemisch.

Studenten der Informatik klagten, daß der Senat mit Schließungen die Zukunft des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Berlin aufs Spiel setzt. Bert Flemming (SPD) und Monika Grütters (CDU), Wissenschaftssprecher ihrer Parteien und Vorarbeiter der Koalitionsvereinbarungen, wollen ebenfalls unschuldig an den Streichungen sein. Vom Beschluß der Koalition seien sie ebenso überrascht worden, klagte Grütters.

„Dann sitzen ja hier nur Opfer zusammen“, resümierte Martin Kurze, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Informatik. Richtig zufrieden war mit der Veranstaltung niemand. „Es fehlen konkrete Vorschläge, wie wir den Protest organisieren“, sagte Georg Klein (31), Studentensprecher des Religions- und Islamwissenschaftlichen Instituts.

Rektoren gegen Abbau

Der Vorschlag des FU-Präsidenten, im Sommersemester jede Woche zu Zehntausenden in der City zu demonstrieren, nütze nichts, wenn man die Studenten und Mitarbeiter vorher nicht breit informiert und organisiert. „Und das ist neben der Seminararbeit und ohne Unterstützung der Professoren nicht möglich“, so Klein. „Probleme wie die drohenden Studiengebühren oder Bafög-Verzinsung, werden an der FU nur am Rande besprochen, obwohl das alles zusammengehört“, klagte Silke Friemel (23), Alt-Amerikanistin im fünften Semester.

Die Präsidenten aller Hochschulen haben sich „mit allem Nachdruck“ gegen weitere Kürzungen gewandt. In einer Erklärung hieß es, die Sparvorschläge von CDU und SPD „sind von fehlender Sachkenntnis geprägt und könnten nicht konfuser sein“. Der Senat könnte nicht erwarten, daß die Hochschulen „strukturelle Schädigungen widerstandslos mitmachen.“ Torsten Teichmann

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