Plutonium-Skandal im Untersuchungsausschuß

■ BND-Beamter: Plutonium stammte aus russischen Kernforschungsanlagen

Bonn (dpa) – Die im August 1994 von Moskau nach München geschmuggelten 400 Gramm Plutonium stammten nach Angaben eines hohen Beamten des Bundesnachrichtendienstes (BND) aus den russischen Kernforschungsanlagen Obninsk oder Tomsk. Diese Hinweise habe eine „östliche Quelle“ im September 1994 gegeben, teilte der für die Ostaufklärung zuständige Erste Direktor im BND, Wolbert Smidt, am Donnerstag im Bonner Plutonium-Untersuchungsausschuß mit.

Die Quelle wollte Smidt nicht preisgeben. Sie habe Hinweise über Personen gegeben, die das Plutonium an den Kolumbianer Torres geliefert haben. Dieser hatte das Plutonium mit einer Maschine der Lufthansa in die bayerische Landeshauptstadt gebracht.

Nach Darstellung von Smidt seien eventuell sogar ehemalige KGB-Leute „eingeschaltet gewesen“. Smidt bezeichnete das Vorgehen des BND in dem Plutoniumfall als „völlig in Ordnung“. Der Geheimdienst habe dem bayerischen Landeskriminalamt (LKA) ausschließlich Amtshilfe geleistet. Es sei darum gegangen, eine Tätergruppe, die Plutonium anbot, zu verhaften. LKA-Beamte hatten am Abend des 10. August 1994 Torres auf dem Münchner Flughafen mit dem Plutoniumkoffer verhaftet.

Aus dpa vorliegenden Unterlagen geht hervor, daß Torres im Juni 1994, also etwa vier Wochen bevor der BND von dem Plutonium erfuhr, den Moskauer Chemiker Gennadi Nikiforow gebeten hat, ihm Plutonium zu verschaffen.

Der Grünen-Vertreter im Ausschuß, Manfred Such, meinte, von Amtshilfe des BND für das LKA könne nicht gesprochen werden. Der Geheimdienst habe „die Sache angeschoben und alles getan, um das Material aus München zu holen“.