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Egoistisch

■ betr.: „Mit der FamilyCard ins Zwischenlager“, taz vom 8.10. 96

Was zeigen denn diese Aktionen und der Bericht der taz? Die Argumente sind ausgegangen, und weil man bestimmte Sachverhalte nicht wahrhaben möchte und andere Meinungen nicht akzeptieren kann, muß man eben gewalttätig werden, und nicht nur gegen die, die man vielleicht bekämpfen will, sondern natürlich gegen Unbeteiligte. Daß diese sich vielleicht gerade mal ökologisch fortbewegen, wie es ja so oft in der taz suggeriert wird, stört da nicht.

Wie viele Castor-Transporte gibt es denn eigentlich jedes Jahr in der Bundesrepublik und mit welchen Problemen? Haben die nicht die höchsten Sicherheitsstandards der Welt auf diesem Gebiet? Welche konstruktiven Vorstellungen gibt es denn von seiten der Gegner für die Lagerung des Atommülls, wenn man voraussetzt, daß es in der BRD seit über 20 Jahren Atomkraftwerke gibt, die Atommüll produzierten, der ja, auch wenn man sofort alle Kraftwerke abstellt, endgelagert werden muß? Die Antwortet lautet egoistisch, wie zu erwarten: Nur nicht bei uns! Und das wahrscheinlich überall in Deutschland, nun ja, dann muß das Zeug eben ins Ausland. Aber stopp, dann sind sie natürlich auch wieder dagegen, Giftmüll (Atommülltransport) in die Dritte Welt, das geht doch nicht. Und der Kreis schließt sich wieder. Die Probleme sind zu kompliziert, als daß sie mit diesen einfachen Schwarzweiß- Antworten der siebziger Jahre zu beantworten sind. [...] Jürgen Nagler,

Lutherstadt Wittenberg

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