Eisbären weinen

3:4-Niederlage der Eisbären gegen Tabellennachbarn Hamburg schmerzt doppelt. Direkte Qualifikation für das Play-off ist kaum noch zu schaffen

von Johannes Kopp

Im Penalty-Schießen zu unterliegen ist schmerzlich. Aber noch schmerzlicher war für die Eisbären Berlin am Freitagabend der Umstand, dass die direkte Qualifikation für die Play-offs in weite Ferne gerückt ist. Und das bei nur noch sieben ausstehenden Spielen. Denn den dazu erforderlichen sechsten Platz belegen die Hamburger Freezers, gegen die man am Wochenende in Hohenschönhausen so haarscharf mit 3:4 verlor. Jetzt liegen die Eisbären sieben Punkte hinter den Norddeutschen.

Vor dieser Saison hätte man den amtierenden deutschen Eishockeymeister kaum auf dem neunten Platz vermutet. Nach Ende der Doppelspielrunde werden die Mannschaften, die zwischen Platz sieben und zehn rangieren, im direkten Duell zwei weitere Play-off-Teilnehmer ermitteln. Noch ist also nichts verloren. Darauf setzt auch Eisbären-Trainer Pagé. „Trophäen werden erst im April vergeben. Wir werden dann eine neue Mannschaft haben“, sagte er nach der Partie gegen Hamburg.

Pagé will nicht auf große Einkaufstour gehen. Der Kanadier vertraut auf die Steigerungsfähigkeit seines Teams. Zumindest gibt er das vor. Seine Bestandsaufnahme nach der Partie am Freitag fiel aber eher ernüchternd aus. Der Coach sprach von großen, immer wiederkehrenden Fehlern und zählte auf, wie oft sein Team in den vergangenen Spielen in Führung lag und dennoch verlor. Dennoch behauptete Pagé, sein Team würde lernen, lernen und lernen.

Manche wie der 20-jährige Torwart Youri Ziffzer spielen in dieser wichtigen Saisonphase unter Niveau. „Im Dezember hat er unglaublich gut gespielt, jetzt ist seine Leistung okay“, urteilt Pagé. Aber okay reicht nicht. Denn gerade bei knappen Entscheidungen wie gegen Hamburg nimmt der Keeper eine Schlüsselposition ein. Ziffzers Gegenpart, Boris Rousson von den Freezers, war laut Pagé der entscheidende Spieler – derjenige, der den Unterschied ausmachte.

Zwar nahm Trainer Pagé seinen eigenen Torwart aus der Kritik. „Wie viele Torhüter spielen in diesem Alter in der Liga?“, fragte er nach dem Spiel. Ziffzer ist der einzige 20-Jährige weit und breit. Gerüchten zufolge fahnden die Eisbären jedoch händeringend nach einem anderen Schlussmann. Nach einem älteren, erfahreneren.

An der Torwartfrage kann man die Probleme aber gewiss nicht aufhängen. „Wir schießen zu wenig Tore, deshalb muss der Keeper besser spielen“, sagte Pagé. Folglich könnte man auch umgekehrt von den Stürmern eine höhere Effizienz einfordern. Es stimmt vorne wie hinten nicht bei den Eisbären.

Daran konnte auch der Neuzugang Ian Moran noch nichts ändern. Die Leistung des Amerikaners bei seinem ersten Einsatz vor heimischem Publikum war mäßig. 555 hatte er in der amerikanische Profiliga NHL gespielt. Doch Pagé bat darum, ihm drei bis vier Wochen Schonfrist einzuräumen, bis er sich eingewöhnt habe. Insofern kommt es den Eisbären sehr gelegen, dass die Liga jetzt eine zehntägige Länderspielpause macht. „Die gute Nachricht des Abends ist“, sagte Pagé nach der Niederlage, „dass wir nun Zeit haben, besser zu werden.“