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■ Mit den Brandermittlungen auf du und duVerstorbene Zeugen

Düsseldorf (taz) – Über die Ursache und den Verlauf des katastrophalen Flughafenbrandes herrscht bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft inzwischen „Klarheit“, so gestern deren Pressesprecher, Oberstaatsanwalt Jochen Ruhland. Die beiden Brandsachverständigen hätten durch ihre gestern vorgestellten „abschließenden Gutachten“ den Ermittlern „eine feste Grundlage“ beschert. Neben zahlreichen Beprobungen und Ortsbesichtungen werteten die Gutachter mehr als 3.000 Ordner mit Bau- und Genehmigungsunterlagen aus, bevor sie ihre Beurteilung abgaben.

Sicher ist für die Ermittler, daß die Schweißarbeiten an einer Dehnungsfuge „ursächlich für die Brandentstehung“ waren. Dabei sind von den ausführenden Personen die bestehenden Sicherheitsvorschriften nach Auffassung der Staatsanwaltschaft „eklatant verletzt worden“: die beiden Schweißer, der verantwortliche Subunternehmer und der verantwortliche Bauleiter des Flughafens – ein Architekt, der die Reparaturkolonne während der Arbeit inspizierte. Gegen alle vier Personen wird wegen fahrlässiger Brandstiftung mit Todesfolge in 17 Fällen ermittelt.

Während man am Brandentstehungsort die handelnden Personen kennt, sind die Verantwortlichen für den rasanten Brandverlauf weitgehend unbekannt. Ruhland: „Soweit sind wir noch nicht.“

Sicher ist für die Staatsanwaltschaft, daß es zu dem Brandinferno nur kommen konnte, weil in weiten Teilen des Flughafens Anfang der 70er Jahre „entgegen der Baugenehmigung“ und im Widerspruch zum Brandschutzkonzept große Mengen von mit Aluminium beschichteten Styropor als Dämmmaterial verbaut worden sind. Dieser Styroporeinsatz sei die „weitaus gravierendste“ Tatsache für das Ausmaß des Brandes, der 17 Menschen das Leben kostete und bei dem sich weitere 61 Personen Verletzungen zuzogen, darunter ein Schwerverletzter, sagte Ruhland.

Die Flughafenbaugesellschaft habe zwar schon 1975 davon gewußt, daß das falsche Material eingesetzt worden sei, aber wer dafür letztendlich die Verantwortung trage, sei trotz Vernehmung von 300 Zeugen und der Sichtung von Tausenden von Akten noch unklar. Einige Firmen seien in Konkurs gegangen und manche Zeugen schon verstorben, so Ruhland. Manche der ermittelten Zeugen konnten oder wollten sich zudem nicht erinnern. Bis zum Ende des Jahres rechnet der Behördensprecher nun mit einer „abschließenden Verfügung“. Dann wird entweder angeklagt oder eingestellt. Walter Jakobs

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