piwik no script img

Deserteure ohne Asyl

■ „Trotzburg“ vor dem Roten Rathaus am Tag der Kriegsdienstverweigerung

Kriegsdienstverweigerung wird noch immer nicht als Asylgrund anerkannt. Denn bisher ist die deutsche Rechtsprechungspraxis weit davon entfernt, Desertion und Kriegsdienstverweigerung als Menschenrecht und asylrelevanten Fluchtgrund anzuerkennen. Verantwortlich für sämtliche Abschiebungen von Deserteuren aus der Türkei, der russischen Föderation und Ex-Jugoslawien ist der Innensenat.

Am internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung machte die Kampagne mit einer „Trotzburg“ vor dem Roten Rathaus darauf aufmerksam, daß bisher kein Land Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern Schutz vor der Wehrpflicht und staatlicher Verfolgung gewährt. Im Mittelpunkt der Aktion stand die Situation türkischer Antimilitaristen. Rund 50.000 türkische Staatsbürger, die in Deutschland leben, müssen jedes Jahr in türkischen Kasernen antreten. Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen werde in der Türkei nicht anerkannt. „In der Praxis läuft das aber so, daß man sich für 10.000 Mark von den 18 Monaten Wehrdienst freikaufen kann“, sagte Mustafa Ünalan von der Kampagne. Zumindest Doppelstaatler haben das nicht nötig: Sie könnten den Zivildienst in der BRD leisten und damit dem Wehrdienst in der Türkei ganz legal entgehen. Isabel Richter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen