: Kein Respekt
■ German Open: Sanchez-Vicario unterliegt der 15jährigen Kournikowa
Berlin (taz) – Anna Kournikowa ist eine vielbeschäftigte junge Dame. Schule in Moskau, nächste Woche macht sie ihren Abschluß, Training in Florida, zwischendrin Tennisturniere in Australien, Indian Wells oder eben Berlin. Nicht genug Turniere, wie sie meint. Die Russin ist erst 15 Jahre alt und darf nach derzeitiger Gesetzgebung im Frauentennis nur an zehn Veranstaltungen der WTA-Tour teilnehmen. Im Juni wird sie 16, dann sind es 13 Turniere. Immer noch zuwenig, grollt Kournikowa, schließlich sei Erfahrung das Element, welches ihrem Tennisspiel am meisten fehle.
Besonders ungünstig findet die blondbezopfte Spielerin aus der Bollettieri-Akademie die neue Weltranglistenberechnung, bei der sämtliche gespielten Turniere berücksichtigt werden. „Eigentlich muß ich jedes Match gewinnen, wenn ich nicht zurückfallen will“, grollt Kournikowa dem Weltverband, der mit den Regeln junge Spielerinnen vor frühem Verschleiß schützen will. Schutzbedürftig wirkt die Weltranglisten- 64ste nicht. Selbstbewußt parliert sie in englischer Sprache, kämpferisch blitzen die Augen, wenn sie den Verband attackiert, und genauso resolut tritt sie auf dem Platz auf. Respekt vor dem Achtelfinalmatch der German Open gegen Arantxa Sanchez-Vicario? Erstaunter Augenaufschlag, ein spöttisches Lächeln und eine klare Antwort: „No respect.“
Daß allzuviel Ehrfucht tatsächlich nicht angebracht war, zeigte sich schnell bei der gestrigen Partie gegen die in diesem Jahr schwächelnde Spanierin. Seit sich Kournikowa vor zwei, drei Jahren als eines der größten Talente des Frauentennis profilierte, ist sie größer, athletischer, geduldiger, konstanter und variabler geworden. Genug, um Sanchez-Vicario nicht nur in Schwierigkeiten zu bringen, sondern beim 3:6, 6:0, 6:3 in den letzten beiden Sätzen fast zu deklassieren. Wenn Kournikowa heute im Viertelfinale gegen Mary-Joe Fernandez und danach ähnlich stark auftrumpft, bestehen durchaus Chancen, daß sie zumindest in Berlin jedes Match gewinnt. Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen