Ostasien rückt näher zusammen

■ Malaysias Ministerpräsident schlägt eine Marktgemeinschaft nach dem Vorbild der EU vor. Diskussionen über einen asiatischen Fonds zur Abfederung von Währungsturbulenzen

Kuala Lumpur (AP/dpa/taz) – Der malaysische Ministerpräsident Mahathir Mohamad hat der südostasiatische Asean-Gemeinschaft empfohlen, sich die Europäische Union (EU) zum Vorbild zu nehmen. Nur so könnten Krisen wie die aktuellen Währungsturbulenzen in Zukunft vermieden werden. Mit dieser Vorstellung überraschte der ansonsten EU-kritische Mahathir die Teilnehmer des Wirtschaftsministertreffens der Asean in Kuala Lumpur.

Mahathir forderte einen „kühnen Schritt“ zu einer engeren wirtschaftlichen Integration, die in etwa 25 Jahren in einen gemeinsamen Markt münden könnte. Bislang haben sich die neun Asean- Staaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Singapur, Brunei, Vietnam, Laos und Birma nur zur Bildung einer Freihandelszone (Afta) bis 2003 geeinigt, in deren Rahmen die Zölle im regionalen Handel auf fünf bis null Prozent fallen sollen. Eine weitere Integration nach dem Fahrplan der EU hat der 1967 gegründete Verband Südostasiatischer Staaten (Asean) unter Hinweis auf die Souveränität der Mitgliedsländer bisher strikt abgelehnt.

Mahathir schlug nun deutlich andere Töne an: „Die jüngsten Erfahrungen mit der Währungsspekulation sollten uns eine Lehre sein“, sagte er. Wenn die Asean auch im nächsten Jahrhundert noch von Bedeutung sein wolle, müsse sie sich klare Ziele setzen. Seine jüngste scharfe Kritik an internationalen Devisenhändlern wiederholte Mahathir nicht, sondern lud statt dessen ausländische Investoren zu weiterem Engagement in der Wachstumsregion Südostasien ein. Auf der bis Samstag dauernden turnusmäßigen Wirtschaftsministertagung dürfte auch Mahatirs Vorschlag, Devisenhandel bis auf wenige Ausnahmen zu verbieten, keine Mehrheit finden.

Immer mehr Befürworter finden dagegen Überlegungen, daß die Asean-Staaten sowie China, Japan und Süd-Korea einen regionalen Währungsfonds zum Abfedern von Devisenturbulenzen bilden. Kritiker befürchten allerdings, daß eine solche Regionalinitiative unter politischem Druck allzu großzügige Hilfe gewähren und damit die strengen Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) untergraben könnte.