Die Chinesen wollen in Erdöl baden

Die Volksrepublik wird bis 2015 zum weltgrößten Ölverbraucher und damit zum Klimafeind Nummer eins werden. In Peking trafen sich internationale Ölproduzenten, um über die Zukunft des Marktes zu beraten  ■ Von Ulrike Fokken

Berlin (taz) – Mit Skepsis beobachten die weltweiten Erdölexperten China. Politisch brisant erscheint ihnen, daß das Land allein in diesem Sommer einen Vertrag über vier Milliarden Dollar mit Kasachstan unterzeichnet hat. Der ehemalige Sowjetstaat hat neben den Golfanrainern eines der ergiebigsten Erdölfelder der Welt. Für 3,5 Milliarden Dollar will China von dort eine 3.200 Kilometer lange Pipeline bis in die westlich gelegene Provinz Xinjiang bauen.

Doch die Chinesen vertrauen nicht einzelnen Staaten ihre überlebenswichtige Ölversorgung an. Denn kriselt es in einem Staat, könnte das Land vom Zufluß abgeschitten werden. So hat sich China außerdem den Ausstoß irakischer Ölfelder gesichert und mit dem immer noch unter UN-Sanktionen stehenden Land ein gemeinsames Unternehmen zur Ausbeutung eines täglich 90.000 Barrel hergebenden Feldes gegründet. Mit Kuwait, Nigeria und Venezuela verhandelt die Volksrepublik noch.

China kann vom Erdöl nicht genug bekommen. Das Land ist nach den USA der zweitgrößte Rohölverbraucher der Welt. Das US- amerikanische Energieministerium schätzt, daß China zwischen 1995 und 2015 seinen Ölverbrauch jährlich um 5,7 Prozent steigern und damit kurz nach 2000 die USA abgehängt haben wird.

Heute werden die Chinesen – wie an jedem Tag – 3,5 Millionen Barrel Öl verbrauchen. Gefördert auf eigenem Territorium und in der Chinesischen See, haben sie davon nur 3,1 Millionen Barrel.

Denn das Land, das zwar 20 Prozent der Weltbevölkerung stellt, verfügt nur über 2,34 Prozent der bekannten Ölreserven. Und selbst wenn sie ihre eigene Produktion noch steigern, werden die Chinesen in weniger als 50 Jahren keine eigenen Reserven mehr haben. Zum Vergleich: Irak, Kasachstan oder die Arabischen Emirate können noch in über hundert Jahren vom Öl leben.

In China fehlt neben dem Rohstoff auch das Know-how. „Wir brauchen dringend ausländische Partner, um das Öl zu raffinieren, zu transportieren und um es zu vermarkten“, befindet die staatliche chinesische Petroleum Corporation.

Auf der gestern in Peking beendeten „World Petroleum Conference“ hatte das chinesische Monopolunternehmen gute Gelegenheit dazu. Vier Tage lang haben sich europäische und amerikanische Konzernlenker mit saudischen Ölscheichs, russischen Wissenschaftlern und chinesischen Politikern über die Zukunft der Erdölindustrie unterhalten. Offiziell einigten sie sich immerhin auf vergleichbare technische Standards zur Erforschung und Bemessung von Ölfeldern. Hinter den Türen wurden wie üblich Verträge und Kooperationen geschlossen. Einig waren sich die Abgesandten auch darüber, daß der Ölverbrauch nicht zur Erderwärmung beiträgt.

Ungeachtet dieser Einstellung schauen kritische Erdölexperten besorgt auf Chinas immensen Ölkonsum. Denn allein mit seinem jetzigen Ölverbrauch ist das Land der zweitgrößte Erzeuger von Treibhausgasen.