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Der wilden Medienwirtschaft Profiteur – und Opfer?

■ Ungarns Medienzar Janos Fenyö wurde auf offener Straße erschossen. Ein typischer Aufstieg

Budapest (taz) – Schon seit längerem ist Ungarns Hauptstadt Schauplatz von Mafia-Bandenkriegen und Raubüberfällen. Nun traf es erstmals einen Prominenten: den Pressezar und Medienboß Janos Fenyö. Fenyö war während des Budapester Abendverkehrs unterwegs und wurde mit einer Maschinenpistole beschossen. Vermutlich waren Profikiller am Werk. Von den Täter fehlte bis gestern offenbar noch jede Spur. Die Budapester Polizei verhörte einen Leibwächter Fenyös, der am Tag vor dem Mord von diesem entlassen worden war. Weitere Einzelheiten gab die Polizei allerdings nicht bekannt. Um so mehr blühen jetzt die Spekulationen über mögliche Tatmotive.

Der 44jährige Fenyö war eine der umstrittensten Gestalten in der ungarischen Presselandschaft. Seine Laufbahn begann er schon 1977 als Pressefotograf und Journalist. In den Tagen des ungarischen Aufbruchs zum Kapitalismus gründete Fenyö 1989 seine Firma Vico. Schon ein Jahr später kaufte er eines der größten ungarischen Magazine, die Frauenzeitschrift Nök lapja (Frauenblatt).

Zugleich zog er eine Videoverleihkette auf, die zur größten des Landes wurde. 1993 übernahm er dann die Mehrheit an einer der größten ungarischen Tageszeitungen, Nepszava (Volksstimme). Außerdem gehörten ihm die Mehrheit an der ungarischen Bravo sowie zahlreiche Fernseh-, Jugend-, Familien- und andere Zeitschriften. Zwischendurch besaß Fenyö auch noch einen Fernsehsender, allerdings ging dieser nach kurzer Zeit pleite. Fenyö besaß ein regelrechtes Anwesen auf dem Budapester Rosenhügel, dort wo die (neuen) Prominenten und Reichen in der ungarischen Hauptstadt wohnen. Ihm gehörten Immobilien in den Vereinigten Staaten und in der Karibik.

Trotz seiner bekannten Öffentlichkeitsscheu machte Fenyö immer wieder Schlagzeilen. So etwa prozessierten die US-amerikanischen Filmkonzerne Twentieth Century Fox und Columbia Pictures 1994 gegen ihn, weil sein Videoverleih Filmrechte nicht bezahlt hatte. Später geriet Janos Fenyö immer wieder wegen angeblicher Schulden seiner Firma ins Gerede. Der Vico-Aufsichtsrat bestritt allerdings am Mittwoch vehement Berichte, nach denen die Firma 500 Millionen Forint (knapp 5 Millonen Mark) Schulden haben soll.

Für die ungarische Presselandschaft ist die Geschichte Fenyös eine typische Geschichte. Dutzende Zeitungen, Fernseh- und Radiosender wechselten seit der Wende 1989 ständig ihre Besitzer oder gingen pleite. Bei der Privatisierung des einst kommunistischen Medienmarktes soll es meistens mit krummen Methoden zugegangen sein.

Auch Janos Fenyö soll solche angewandt haben. Seine Rolle dabei beschrieb die Tageszeitung Magyar Hirlap gestern so: „Seine Geschäfte und Unternehmungen sind kaum zu zählen. In den letzten zehn Jahren war Fenyö einer der typischsten und erfolgreichsten Gestalten des wilden ungarischen Kapitalismus.“ Keno Verseck

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