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Press-SchlagWarum nicht Ringels aus Korschenbroich?

■ DFB holt falsche Gladbacher

Rehhagel war von Beginn an chancenlos. Daum und Hitzfeld ebenso. Und wer sonst noch alles genannt wurde: Beckenbauer, Cruijff, Löhr – einfach lächerlich! Der DFB hat sich früh festgelegt: auch der nächste Berti muß ein Borusse sein. Und weil Heynckes nicht wollte, Netzer nicht mochte und Bonhof nicht durfte, haben Pater Egidius und seine Jungs ein wenig tiefer im Gladbacher Erinnerungskästlein gekramt. Und die Herren Stielike und Ribbeck zutage gefördert – ersterer Netzer-Nachfolger bei den Meisterschaften Mitte der Siebziger, letzterer Weisweiler-Assistent beim Bundesliga-Aufstieg Mitte der Sechziger.

Den alten Gladbacher Glanz ein wenig aufpolieren – nix dagegen! Allein: sind die beiden Neuen wirklich die optimale Lösung? Hätte man seitens des DFB nicht ein wenig tiefer bohren und – Winfried Schäfer hin, Ewald Lienen her – ganz andere Kandidaten aus dem reichhaltigen Repertoire bökelbergerfahrener Übungsleiter präsentieren können?

Sicher, Lorenz-Günter Köstner (Unterhaching), Uli Sude (1. FC Saarbrücken), Rudi Gores (Wuppertaler SV) und Jörg Jung (Schwarz-Weiß Essen) haben gültige Verträge und wären nur schwerlich loszueisen gewesen. Doch einige ihrer derzeit vereinslosen Kollegen hätten den Job sicher gern gemacht.

Uli Borowka etwa – beim abstinenten FC Oberneuland ist er nicht glücklich geworden. Christian Kulik etwa – bei Blau-Weiß Kerpen sah er nach dem Bezirksliga-Aufstieg keine weiteren Ziele mehr. Oder Wilfried Hannes – ein Coach im Wartestand, weil Rhenania Würselen das von ihm betreute Oberliga-Team aus dem Wettbewerb zurückgezogen hat.

Noch geeigneter als diese Fußballpensionäre wäre indes Herren gewesen, die noch immer voll im Stoff stehen. Hans-Günter Bruns zum Beispiel – der einstige National-Libero betreut heute Sardegna Oberhausen. Werner Waddey zum Beispiel – der dunkelhäutige Flügelflitzer von damals bringt den Gladbacher Lokalclub SC Hardt auf Vordermann. Und ganz besonders wäre Norbert Ringels zu empfehlen gewesen – der Fehlschütze vom 84er Pokalfinale weist nämlich einen 1a-Berti-Faktor auf und trainiert deshalb unweit vom Vogtsschen Eigenheim den A-Ligisten VfB Korschenbroich.

Aber vergebene Liebesmüh – der DFB hat sich bis zum Jahr 2000 auf Stielike und Ribbeck festgelegt. Aber sollte das nicht funktionieren, sollte Effenberg dem Uli blöd kommen oder Basler vor den Augen Sir Erichs eine Kiste „Kleiner Feigling“ verkosten – einen Geheimtip gäbe es noch.

Einen, der nicht nur aus der Gladbacher Schule stammt, sondern zudem über Erfahrung als nationaler Coach verfügt. Allan Simonsen ist bestens in die Problematik eingearbeitet – er organisiert nach verpaßter WM-Qualifikation derzeit den Neuaufbau des Teams der Färöer Inseln ... Holger Jenrich

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