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Offensive triumphiert

■ Kubas Volleyball-Frauen holen sich bei der Weltmeisterschaft in Japan die Goldmedaille

Osaka (dpa) – Nach den beiden Olympiasiegen 1992 und 1996 und dem WM-Titel 1994 holten sich die kubanischen Volleyballerinnen gestern im japanischen Osaka eine weitere Weltmeisterschafts-Goldmedaille hinzu. „Kuba ist die absolute Nummer eins in der Welt“, sagte Chinas Trainerin Lang Ping. Im Duell der Volleyballsysteme siegte das kubanische Offensivspiel über die chinesische Defensivtaktik. Kuba entschied die Neuauflage des Olympia-Finales von 1996 nach 1:18 Stunden mit 3:0 (15:4, 16:14, 15:12) deutlich für sich. Die Bronzemedaille gewann Rußland nach einem 3:1 (13:15, 15:6, 15:11, 15:13) gegen Brasilien.

Viel Hoffnung, daß die Dominanz der Kubanerinnen in der Zukunft gebrochen werden kann, sollte sich die Konkurrenz nicht machen. Denn Fidel Castro hat mit einem cleveren Schachzug die Zukunft des kubanischen Volleyballs gesichert. Für drei Monate im Jahr läßt er die Spielerinnen in der italienischen Profiliga harte Devisen verdienen. Damit das Nationalteam jedoch gleichzeitig keinen Tag gemeinsamen Trainings verliert, das der Garant für den dauerhaften Erfolg ist, fliegen Trainer Antonio Perdomo und ein paar Nachwuchsspielerinnen gleich mit nach Südeuropa.

Hauptgewinner ist dabei das kubanische Sportministerium. Denn während die Spielerinnen für ihren Auftritt in der zweiten Phase der italienischen Meisterschaft rund 15.000 Dollar bekamen, flossen nach Schätzungen italienischer Volleyball-Journalisten in der vergangenen Saison für die acht Kubanerinnen und doppelt so viele Kollegen aus dem Männer-Nationalkader rund 3,5 Millionen Dollar in die Kassen des Verbandes. Die insgesamt 435.000 Dollar Preisgeld, die der Weltverband FIVB für die WM-Goldmedaille, den besten Trainer, die beste Spielerin und Blockerin Regla Torres, die beste Angreiferin Ana Fernandez sowie den Modepreis für die schönsten Trikots überweist, sind da fast nebensächlich.

Organisatorische Unterstützung leistet der italienische Verband. Chefcoach Perdomo wollte mit diesem Konzept zunächst in Deutschland Geld verdienen, doch Verband und Vereine reagierten nicht auf sein Angebot. „In Italien haben wir gute Bedingungen und trainieren regelmäßig zusammen“, betonte Perdomo. Angst, daß seine Spielerinnen das Luxusleben in Italien nicht mehr mit dem harten Alltag auf Kuba eintauschen wollen, hat Perdomo nicht. „Unsere Leute sind anders.“

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