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■ Die Anderen"Sydsvenska Dagbladet", "Le Figaro", "La Repubblica" zum Irak-Konflikt / "Les Echos" zum Friedensprozeß in Nahost

Die liberale schwedische Tageszeitung „Sydsvenska Dagbladet“ aus Malmö meint zum Irak-Konflikt: Das Ziel von Saddam Husseins derzeitigem Verhalten kann nur darin bestehen, daß er die noch existierenden Teile der irakischen Rüstungskapazitäten auf jeden Fall behalten will. Dieser Ansicht ist man nicht nur in Washington und London. Rußland, Frankreich und China, wo man die irakischen Schachzüge sehr großzügig behandelt hat, haben das Verhalten Bagdads jetzt klar verurteilt. Sogar unter den arabischen Nachbarn scheint es ein größeres Verständnis für die Notwendigkeit von militärischen Aktionen zu geben. Die Entscheidung liegt einzig und allein bei Saddam Hussein.

Die konservative französische Zeitung „Le Figaro“ schreibt dazu: In den nächsten Tagen oder den nächsten Wochen besteht die Gefahr, daß der Sternenhimmel über Bagdad sich einmal mehr erhellt. Hunderte Kilometer entfernt, gut geschützt in den warmen Gewässern des Golfs, ist eine Armada von Tomahawk- Raketenwerfern bereit, Feuer zu spucken. Seit dem Golfkrieg Anfang 1991 haben die amerikanischen Generäle sieben Jahre Zeit gehabt, sich auf diesen Schlag aus der Distanz vorzubereiten, der kein einziges Opfer in ihren eigenen Reihen fordern darf. (...) Saddam Hussein wird nur sich selbst dafür verantwortlich machen können. Einmal mehr hat er alles falsch gemacht.

Die linksliberale Zeitung „La Repubblica“ aus Rom schreibt dazu: Saddam Hussein hat nicht mit dem „neuen Clinton“ gerechnet. Während der Krise im Februar (...) konnte Bagdad davon ausgehen, daß die Macht des amerikanischen Staatschefs zwar nicht halbiert, sicher aber gebremst ist. Aber der Clinton von heute ist ein new man. Er hat sein Patent als Peacemaker mit dem Verhandlungsmarathon zwischen Arafat und Netanjahu beglaubigt. Er hat seine Legitimation als Präsident mit der Niederlage der Opposition bei den Kongreßwahlen erneuert. (...) Hussein ist die ideale Medizin, um die Ängste Clintons zu besänftigen, der die verbleibende Zeit nutzen muß, um Lewinsky aus künftigen Geschichtsbüchern zu beseitigen.

Die französische Wirtschaftszeitung „Les Echos“ analysiert den Friedensprozeß in Nahost: Die Unnachgiebigkeit Israels (...) bringt die Palästinenserbehörde in eine unmögliche Lage gegenüber ihrer Opposition, ob sie nun islamisch-fundamentalistisch ist oder nicht. Dadurch besteht neuerlich die Gefahr, daß der Friedensprozeß in eine totale Sackgasse gerät. US-Präsident Bill Clinton hat derzeit andere Prioritäten. Er ließ die israelische Führung wissen, daß die von ihr verursachten Verzögerungen bei der Zustimmung zum Abkommen von Wye Clintons Verhandlungen mit den arabischen Staaten erschweren, um Unterstützung für mögliche Schläge gegen den Irak zu erhalten.

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