: Genug Durcheinander im Wertesystem –betr.: „Grüner Streit ums Fahrverbot“, taz vom 8. 12. 98
[...] Die in den siebziger Jahren zum Beispiel von Helmut Ortner und anderen Frühgrünen vertretene Abschaffung der Strafe und ihre Ersetzung durch Wiedergutmachung an den Opfern von Straftaten findet inzwischen zum Beispiel in der Diskussion um Opferschutz und Opferhilfe die ihr gebührende gesellschaftliche Resonanz, auch bei Nichtgrünen. Und just in dem Augenblick will Däubler-Gmelin den Führerscheinentzug statt Geldstrafe einführen – eine verquere Strafgeschichte. Jedenfalls dann, wenn die Straftat mit dem Führerschein nichts zu tun hatte. Das erinnert fatal an das Fernsehverbot, das genervte hilflose Eltern aussprechen, wenn sie sich sonst nicht zu helfen wissen. Nicht nur in der Pädagogik sollte der Satz des Psychologen Rudolf Dreikurs gelten „Lernen aus den Folgen“, den auch Jan-Uwe Rogge in seinem Elternbestseller „Kinder brauchen Grenzen“ praktisch variiert, um von dem archaischen „Strafen“ wegzukommen.
Noch schlimmer wäre es natürlich, wenn statt einer Hilfe und Wiedergutmachung am Opfer gemeinnützige Arbeit als Strafe vom Richter verordnet wird. Wir haben eigentlich genug Durcheinander in unserem Wertesystem. Das muß so nicht noch vergrößert werden. Horst Speichert, Wiesbaden
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen