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Das PortraitEin König in der Warteschlange

■ Prinz Hamsah Ibn Hussein

Noch eine Personalangelegenheit aus dem jordanischen Königshaus: Nach dem Tod seines Vaters Hussein hat der neue König Abdallah seinen jüngeren Bruder, Prinz Hamsah Ibn Hussein, zum amtierenden Kronprinzen ernannt. Abdallah habe damit den letzten Willen seines Vaters vollzogen, heißt es in einer Erklärung des haschemitischen Königshofes. Der bisherige Kronprinz, Husseins jüngerer Halbbruder Hassan, ist damit endgültig abserviert.

Hamsah, der nächsten Monat zarte 19 Jahre alt wird, galt als der Lieblingssohn Husseins. In den letzten Wochen soll er nicht vom Krankenbett seines Vaters gewichen sein. „Er hat sich nicht von meinem Bett wegbewegt, außer wenn ich ihn von Zeit zu Zeit gezwungen habe kleinere Erledigungen zu tätigen“, würdigte König Hussein den Prinzen in einem 14seitigen Brief kurz vor seinem Tod.

Als der sterbenskranke Hussein Anfang des Jahres immer unzufriedener mit Kronprinz Hassan wurde, glaubten viele Jordanier, die Zeit sei reif für Hamsahs Thronfolge. Doch Hussein entschied sich für den älteren Abdallah. Für den Fall, daß dem etwas zustoßen sollte, ist jetzt Hamsah zumindest formal bereit, die Staatsführung zu übernehmen. Viel gibt es über ihn noch nicht zu sagen. „Ein netter Junge“, lautet das allgemeine Verdikt. Er sei charakterlich das Ebenbild seines Vaters, berichten Kreise aus der Umgebung des Königshofes.

Der neue Kronprinz wurde am 29.3.1979, von der letzten Ehefrau Husseins, der gebürtigen US-Amerikanerin Königin Nur, geboren. Zur Ausbildung schickten ihn seine Eltern auf das britische Eliteinternat Harrow, in dem einst bereits sein Vater Hussein für das royale Leben parat gemacht wurde. Anfang des Jahres wurde er dann – ebenfalls wie einst König Hussein – in der englischen Offiziersschmiede Sandhurst eingeschrieben.

Als Hobbys gibt der Thronfolger Tauchen, Fischen, Jagen, Judo, alle Arten von Wassersport und Fliegen an. Politisch hat er dagegen noch nicht viel vermelden lassen. Verbürgt ist allerdings die Geschichte, daß er im Alter von 16 Jahren bei einer Diskussion im Internet vehement den jordanischen Friedensvertrag mit Israel verteidigte. Und Jordanier bemerken anerkennend, das Arabisch des Halbamerikaners sei besser als das des Halbbriten Abdallah. Karim El-Gawhary

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