: Sparideologie überzeugt nicht mehr viele
■ betr.: „Die Ideologie vom ,Kreativen Sparen'“ von Barbara Dribbusch, taz vom 7. 6. 99
Alle reden vom Sparzwang, und kaum einer fragt, ob es ihn denn wirklich gibt. Ist der Staat (nehmen wir einfach einmal an, es wären sinnvolle) Verpflichtungen eingegangen und hat er hohe Schulden aufgenommen, um diese zu bezahlen, dann mag das ein politischer Fehler gewesen sein. Den Fehler kann man wiedergutmachen, wenn man es denn will. Zum Beispiel durch Erhöhung der Einnahmen. Denn „so banal kann Politik sein“: Wer den Armen etwas geben will, muß es den Reichen wegnehmen. Tatsache aber ist: Die Reichen und Mächtigen in unserem Land werden seit Jahren von Steuern und Sozialabgaben entlastet; umgekehrt steigt die Abgabenquote der abhängig Beschäftigten. Jetzt soll also gespart werden, bei denen, die bisher schon geschröpft wurden. Eine kleine, aber radikale Minderheit läßt sich mästen und wird fett auf Kosten der Mehrheit.
Die Ideologie des Sparens, von interessierten Kreisen und ihren willfährigen Handlangern eifrig verbreitet, überzeugt nicht mehr allzu viele. Eine Erkenntnis macht sich breit: Alle paar Jahre dürfen wir darüber entscheiden, wer uns am effizientesten das Fell über die (jetzt rot-grünen) Ohren ziehen darf. [...] Wolfgang Maul, Nürnberg
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