Klimawandel unter der Lupe

Das Max-Planck-Institut für Meteorologie stellt den Weltklimabericht vor. Für die Forscher geht es nur noch darum, ihre Modelle zu verfeinern. Trockene Sommer, nasse Winter gelten als ausgemacht

von GERNOT KNÖDLER

Der jetzige Winter steht Modell für die Zukunft. Feucht und mild passt er in die Entwicklungsszenarien der Klimaforscher, die gestern im Hamburger Max-Planck-Institut (MPI) für Meteorologie die Erkenntnisse des kürzlich veröffentlichten Weltklimaberichts vorstellten. Fazit: Es gibt keinen Zweifel mehr am Klimawandel und auch nicht daran, dass er „sehr wahrscheinlich“ vom Menschen verursacht wurde.

„Wir haben die Erwärmung über jeden Zweifel hinaus gemessen“, sagte Jürgen Willebrand vom Institut für Meeresforschung (IFM) Geomar in Kiel. Das gelte auch für die Ursache – der Ausstoß von Treibhausgasen – und die Folgen: Weltweit werde der Meeresspiegel in diesem Jahrhundert um durchschnittlich drei Zentimeter pro Jahrzehnt ansteigen – ganz gleich, wie schnell der Mensch seinen Kohlendioxid-Ausstieg in den Griff bekomme. Dieser Anstieg werde sich in ähnlicher Form in den darauf folgenden Jahrhunderten fortsetzen.

Seitdem dies als Konsens unter den Regierungen der Welt gilt, geht es für die Forscher nur noch darum, ihre Modelle zu verfeinern, die Wirkung des Klimawandels auszumalen und Handlungsmöglichkeiten zu entwerfen. Daniela Jacob zum Beispiel ist Gruppenleiterin für regionale Modellierung am MPI. Sie und ihre Kollegen versuchen auszurechnen, was die globalen Klimamodelle für Deutschland bedeuten. Statt Werte für ein Raster mit 100 bis 300 Quadratkilometern zu ermitteln, versuchen sie, Durchschnittstemperaturen und niederschläge auf zehn Quadratkilometer genau zu prognostizieren. Die entsprechende Studie werde Anfang April oder Anfang Mai fertig sein, sagte Jacob der taz.

Zu den Erkenntnissen, die für sie schon feststehen, gehört, dass es in ganz Deutschland wärmer werden wird. Im Sommer wird es weniger regnen, im Winter dafür umso mehr. Um fünf bis 25 Prozent werden Regen und Schnee im Winter zunehmen. Eine Klimascheide zwischen den küstennahen Gebieten Norddeutschlands und dem Hinterland wird es nach Ansicht von Jacobs nicht geben. Anderen Klimaszenarien zufolge wird sich das Binnenland jedoch stärker erwärmen als die Küstengebiete.

„Mit zunehmender Erwärmung erwarten wir eine Verschärfung der Gegensätze zwischen den Klimazonen“, sagte Erich Roeckner, der die Rechnungen des MPI für den Klimabericht leitete. In Deutschland werde es mehr heftige Niederschläge geben, mehr Hochwasser, mehr Dürren und mehr Stürme.

Alle Modell errechnen für die kommenden 20 Jahre einen Temperaturanstieg von 0,4 Grad. Selbst wenn der Ausstoß von Treibhausgasen auf dem heutigen Stand bliebe, wären es noch 0,2 Grad. Nach übereinstimmender Forschermeinung darf sich die Menschheit bis zum Ende des Jahrhunderts höchstens noch 1,4 Grad leisten, damit die Folgen für sie nicht gefährlich werden.

„Es kommt darauf an, dass wir rechtzeitig den Technologiewandel einleiten“, appellierte Hartmut Grübel vom Bundesforschungsministerium. Dazu seien internationale Vereinbarungen nötig. Auf jeden Fall werde sich mit Klima-Dienstleistungen („climate services“) ein gutes Geschäft machen lassen. Ziel der Anstrengungen müsse es internationalen Vereinbarungen zufolge sein, den globalen Ausstoß klimaschädlicher Gase gegenüber 1990 weltweit um die Hälfte zu verringern, in den Industriestaaten sogar um 80 Prozent.