LESERINNENBRIEFE :
Konstruktive Subversion
■ betr.: „,Bild‘ ist keine Supermacht“, Interview mit Judith Holofernes, Anzeige der „Bild“ in der taz vom 28. 2. 11
Gratulation, das hat wohl noch keine Tageszeitung geschafft: aus einer Werbeverweigerung eine ganzseitige Anzeige herauszuschlagen. Judith sei Dank habt ihr der Bild richtig Geld aus dem Kreuz geleiert, statt ihren Brief auf eigene Kosten zu veröffentlichen. Schade nur, dass am Ende sich alle Beteiligten den Erfolg der Aktion auf ihre Fahne schreiben werden. Anderseits, das ist wahre konstruktive Subversion. Kurz: Wir sind Helden. TOBIAS POHL, Frankfurt am Main
Toll, Hut ab
■ betr.: Anzeige der „Bild“ in der taz vom 28. 2. 11
Die Entgegennahme des Anzeigenauftrags der Bild durch die taz hat sicher zwei Seiten. Hätte ja sein können, die taz wäre schon ausgebucht gewesen und hätte den Auftrag nicht annehmen können. Andererseits, ist total okay, dass die Bild für ihre Kampagne hoffentlich viel Geld im taz-Topf gelassen hat. Vielleicht kann davon ja was in eine gute Sache gehen? Macht was draus. Ich zumindest bin erst durch die einseitige Anzeige neugierig geworden, wer Judith Holofernes ist, und wer so viel Rückgrat hat, sich gegen die Bild zu stellen. Toll, Hut ab. GISA HOMANN, Braunlage
Die taz ist sich für nichts zu schade
■ betr.: „,Bild‘ ist keine Supermacht“, taz vom 28. 2. 11
Die ganzseitige Anzeige der Bild-Zeitung in der taz, zeigt ganz klar: Die taz ist sich scheinbar für nichts zu schade! Frau Holofernes ist mutig und lehnt eine Teilnahme an der aktuellen Bild-Werbekampagne ab. Wie schade, dass die taz diesen Mut nicht teilt. Lieber nutzt sie einmal mehr die Chance, um ihr kritisches Saubermann-Image zu pflegen, und streicht so ganz nebenbei auch noch eine Stange Geld ein. Verwunderlich scheint mir, dass Frau Holofernes dieses scheinheilige Verhalten akzeptiert und es lediglich mit dem knappen Kommentar „Interessant übrigens, dass sich die taz dafür zur Verfügung stellt“ anspricht. Diese abgeschmackte Kooperation mit der Bild soll möglichst unbemerkt bleiben, da die taz ihre LeserInnen dabei skrupellos hintergeht. taz-LeserInnen werden so zu ungewollten UnterstützerInnen des gefährlichen Springer-Blattes. Die taz sollte sich schämen!!! REBECCA SELLO, Hamburg
„Bild“-Zeitung ist gefährlich
■ betr.: „,Bild‘ ist keine Supermacht“, taz vom 28. 2. 11
Wer die Medien hat, hat die Macht. Nach dieser Devise hat Hugenberg Hitler groß gemacht. Wenn eine Bild-Zeitung einen Guttenberg groß machen kann, bei dem es am Anfang der Plagiatsaffäre hieß, ca. zwei Drittel der Bevölkerung stehe hinter ihm, dann ist die Bild-Zeitung doch gefährlich. Da muss ich Judith Holofernes widersprechen. Mir macht die Bild-Zeitung, aber auch der ganze Nachrichtenagenturkram Angst. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu glauben, was uns vorgesetzt wird. CHRISTOPH KROLZIG, Moos
Ich wünsche mir etwas Stille
■ betr.: „Doktoranden gegen Dr. Merkel“, taz vom 1. 3. 11
Ich selber habe schon mal Schwarzarbeit gebraucht, habe schon mal ungerade abgerechnet, habe mich in politischen Fragen schwerstens geirrt. Ich schäme mich für solche Geheimnisse und spreche sie nicht offen vor meinen Kindern aus. Ich habe den Verdacht, dass ich damit auch nicht alleine stehe, und deshalb wünschte ich mir etwas Stille angesichts dieser Blamage. Ich könnte sie, glaube ich, nicht ertragen. Ich wünsche dem Angeklagten, dass sein Lebenswille stark genug ist für die jetzt geforderte Scham. REIMAR MENNE, Herne
„Adel“ ist nicht „edel“
■ betr.: „Der Traum vom anstrengungslosen Glück“, taz vom 1. 3. 11
Guttenbergs schlechtes Urteilsvermögen wird offensichtlich, wenn er Sarrazins Buch als gut und wichtig bezeichnet, um etwas über deutsche Geschichte zu erfahren. Wer dann noch sieben lange Jahre braucht, um eine zu großen Teilen abgekupferte Doktorarbeit abzuliefern, zeigt einmal mehr: „Adel“ ist halt nicht gleich „edel“.
MANUELA KUPOLA, Stuttgart
Verteidiger handfester Interessen
■ betr.: „Wissenschaftliche Scheuklappen“, Leserbrief vom 28. 2. 11
Die Auseinandersetzung zwischen RWE-Mann Fritz Vahrenholt und dem Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut wird hoffentlich ausdiskutiert werden, auch wenn das für die schmalen Ressourcen der Wissenschaft Ablenkung und Aderlass ist. Der Widerpart von Prof. Rahmstorf ist kein nur uneinsichtiger Klimaskeptiker, sondern Verteidiger handfester Interessen und Positionen. Herrn Rahmstorf, einem Menschen mit „Scheuklappen“, wird geraten, in die Politik zu gehen. Das sagt einiges aus über das wirtschaftliche Instrument „Politiker“ und den Anspruch des hochrangigen Vertreters der Energiewirtschaft, gesellschaftliche Entwicklungen bestimmen zu können. Letztlich ist das die Auseinandersetzung, ob betriebswirtschaftliche Denkformen gesamtgesellschaftliches Handeln dominieren dürfen. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden