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unterm strich

Weit gebracht hat es bekanntlich die britische Autorin Joanne K. Rowling. Wie weit, zeigt ein Detail, das es nun auf die Agenda unserer Nachrichtenagenturen geschafft hat. Das letzte Kapitel des letzten Teils von „Harry Potter“ verfasste sie im schottischen Luxushotel „Balmoral“, was ein Eintrag der Schriftstellerin ins Gästebuch dokumentiert. Das Zimmer 652 dürfte von nun an die süße Aura der Kreativität verströmen. Mit einem Vermögen von 700 Millionen Euro ist es eben Essig mit dem Bohemeleben. Die Anfänge der Potter-Abenteuer schrieb Rowling zu Beginn der 90er-Jahre bekanntlich noch als Sozialhilfeempfängerin in Cafés. Wo wir gerade dabei sind, noch mal ein Update: Der siebte und letzte „Harry Potter“ erscheint nun am 21. Juli als „Harry Potter and the Deathly Hallows“ und führt zu wilden Spekulationen darüber, ob Harry doch sterben muss. Rowlings beunruhigte US-Kollegen John Irving und Stephen King setzten sich bei ihr dafür ein, Harry zu verschonen. Die britische Buchkette Waterstone’s will anlässlich des Erscheinungstermins Notrufnummern für die Leserschaft einrichten.

Nun zur Realität: Indische Schriftsteller, Künstler und Menschenrechtler setzen sich für die von Islamisten bedrohte Autorin Taslima Nasrin ein. Die Ärztin, Journalistin und Schriftstellerin musste 1994 aus Bangladesch fliehen, nachdem Islamisten wegen ihres Romans „Lajja“ (Schande) eine Fatwa gegen sie erlassen hatten. In einem gestern in der Tageszeitung The Hindu veröffentlichten Brief betonen sie das Recht auf freie Meinungsäußerung und fordern dauerhaftes Asyl für Nasrin. Zu den Unterzeichnern gehören Arundhati Roy, Girish Karnad, Leila Seth und Khushwant Singh. Nasrin lebt seit zwei Jahren in der indischen Stadt Kalkutta im Exil und hat ein Bleiberecht beantragt. Die indischen Behörden verlängerten ihre Aufenthaltserlaubnis am Donnerstag nur um sechs Monate. Vor wenigen Tagen hatten Demonstranten vor Nasrins Wohnung ihre Ausweisung verlangt. Auslöser war ihr kritischer Beitrag „Lasst uns nochmals über die Burka nachdenken“ für das Nachrichtenmagazin Outlook, der von der Indischen Union der Muslimliga als „beleidigend und gotteslästerlich“ empfunden wurde.

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