: Jupiter bleibt Jupiter
Ein Rechtsstreit bringt den „???“-Kosmos immer mehr durcheinander – die Fans ertragen es geduldig
Ein Zurück in frühere Zeiten wird es mit den „Drei Fragezeichen“ vorerst nicht geben. Wenn am Freitag die fünfte Folge der Kulttruppe unter dem semantisch ungelenken Titel „Die Dr3i“ als Hörspiel erscheint, hat sich der normale Fan so langsam mit der neuen Realität abgefunden: Justus Jonas bleibt Jupiter Jones. „Im Haus der 1000 Rätsel“ wird ihn und seine beiden Kollegen Peter Crenshaw und Bob Andrews durch einen angekündigten Ratemarathon schicken.
Bis vor gut zwei Jahren hieß der erste Detektiv noch Justus. Der Kosmos Verlag brachte Bücher heraus, die Europa, eine Tochter von Sony BMG, vertonte. Dann – und hier wird es kompliziert – sicherte sich Sony die Rechte an den ersten zehn Romanen von der Tochter des Fragezeichen-Erfinders Robert Arthur, der 1969 gestorben ist. Sony will seitdem die Reihe alleine vertreiben und keine Lizenzen an Kosmos zahlen. Vor Gericht wird gestritten, wer den Namen „Die drei Fragezeichen“ benutzen darf. Um erst einmal weiter mit den Detektiven Geld machen zu können, hat Europa im Oktober 2006 den Ableger „Die Dr3i“ erfunden. Deshalb gibt es die ungewohnten Namen, die sich Robert Arthur einst erdacht und Kosmos eingedeutscht hatte. Eine neue Wendung in dem Fall gab es im Januar: Das Testament Arthurs ist aufgetaucht. Die Folgen für den Gerichtstermin im Herbst werden von beiden Parteien erst mal unterschiedlich bewertet.
Untätig will keiner die Zeit verstreichen lassen: Am Montag hat Kosmos drei neue Fragezeichen-Bücher veröffentlicht. Da heißt Jupiter dann wieder Justus. Die Schizophrenie erhält Einzug im Fragezeichen-Kosmos. Ende März erscheint ein neues Hörspiel, mit Jupiter.
„Mit den Verkaufszahlen der ersten Folgen ist Europa zufrieden“, sagt die PR-Beraterin Nina Kühl. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, aber die erste Folge der Serie sei schon nach zwei Monaten 100.000 mal verkauft worden. Dafür gab’s Gold.
In Fankreisen haben sich indessen auch die Wogen geglättet. Die neuen Fälle gefallen vielen, weil sie sich nicht mehr an die Buchvorlagen von Kosmos halten. „So weiß man vorher nicht, wie es ausgeht“, schreibt „Justus Jones“ im 3fragezeichen.de-Forum. „Lys de Kerk“ ist von den ersten Hörspielen „positiv überrascht“ und „Iceman23“ freut sich, dass die Detektive wieder ihre Visitenkarte zücken. Auf solche Kleinigkeiten achtet der Fan, der schon längst nicht mehr im Kinderzimmer sitzt, sondern zu der Zielgruppe der 18- bis 40-Jährigen gehört.
An den schneidigen Namen Jupiter wird sich jetzt zwangsweise gewöhnt. Auch Oliver Rohrbeck, Jupiters Synchronsprecher, gibt sich in einer Presseerklärung diplomatisch: „Ich finde, der Name hätte auch damals vor 27 Jahren schon seinen Charme gehabt.“ PATRICK STELLER
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