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Sorge um 10.000 Jobs

Woche der Entscheidung beim Flugzeugbauer Airbus: Morgen kommt das 5-Milliarden-Euro-Sparprogramm

MÜNCHEN rtr/dpa ■ Katerstimmung dürfte bei den Airbus-Beschäftigten schon vor Aschermittwoch einsetzen: Der europäische Flugzeugbauer will morgen die Details zum Sanierungsprogramm Power8 bekannt geben. Mitarbeiter und Gewerkschaften befürchten den Abbau von Arbeitsplätzen und Werksschließungen. Allein in Deutschland könnten nach Angaben von Gewerkschaftern bis zu 10.200 der 23.000 Stellen auf der Kippe stehen. Zwei der insgesamt sieben deutschen Airbus-Werken – Varel und Nordenham – droht das Aus.

Bislang ist nur klar, wie stark Airbus mit Power8 die Kosten senken will: 5 Milliarden Euro bis 2010 und anschließend 2 Milliarden Euro jährlich. Welche Standorte besonders hart getroffen werden, will der Chef des Flugzeugbauers, Louis Gallois, morgen am Firmensitz in Toulouse zunächst den europäischen Betriebsräten und dann der Presse erklären. Gewerkschaftsvertreter befürchten, dass dabei nicht alle Fragen abschließend beantwortet werden.

Kopfzerbrechen bei der Umsetzung von Power8 dürften der Airbus- sowie EADS-Führung Forderungen der vier Airbus-Länder – Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien – bereitet haben, die die Entwicklung der Airbus-Flugzeuge teilweise mit staatlichen Darlehen finanzierten. Die Regierungen wollen mögliche Stellenstreichungen „fair verteilt“ sehen. Airbus-Chef Gallois war zuletzt mit mehreren deutschen Politikern zusammengetroffen, um über die Sanierung zu sprechen. Gestern forderte Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) noch einmal, die Kosten der Restrukturierung „vernünftig zu verteilen“ – „und nicht einseitig zulasten Deutschlands“.

Airbus die Schwierigkeiten eingebrockt hatte das Prestigeobjekt, der doppelstöckige Großraumjet A 380. Probleme beim Einbau der insgesamt rund 500 Kilometer langen Verkabelung führten zu Lieferverzögerungen von mittlerweile zwei Jahren. Airbus rutschte 2006 in die roten Zahlen und vermiest damit auch seinem Mutterkonzern EADS die Bilanz. Power8 soll Airbus nun aus der Krise führen.

Vorgestellt hat das Programm vor vier Monaten noch Gallois’ Vorgänger als Airbus-Chef, Christian Streiff, der nur 100 Tage im Amt war. Den Feinschliff hat er Gallois überlassen. Die Ziffer im Namen steht für acht Punkte, die verbessert werden sollen. So sollen die Entwicklungszeiten für Flugzeuge kürzer, die Liquidität verbessert, der Einkauf intelligenter, die Produktion schlanker und die Nebenkosten niedriger werden. Das Management will festlegen, welche Teile für den Flugzeugbau selbst gefertigt und welche eingekauft werfen. Zudem sollen die Endmontagelinien in Toulouse und Hamburg rationalisiert werden. Und die Führungsspitze will den Konzern insgesamt „industriell neu aufstellen“. Kaum im Amt, fügte Gallois im Herbst noch schnell die Kundenzufriedenheit als neunten Punkt hinzu.

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