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Japan zieht die Harpunen ein

Zum ersten Mal in 20 Jahren muss Japan die umstrittene Walfangjagd vorzeitig abbrechen. Ein Schiff der Flotte ist so kaputt, dass es im Hafen repariert werden muss. Es soll aber wieder auslaufen

AUS TOKIO MARCO KAUFMANN

Japans Walfangflotte nimmt Kurs Richtung Heimat. Wie die Fischereibehörde in Tokio gestern mitgeteilt hat, wird die Jagdsaison in der Antarktis einen Monat früher als geplant abgeblasen. Durch den vor zwei Wochen ausgebrochenen Brand auf der „Nisshin Maru“ seien Teile der Ausrüstung so stark beschädigt worden, dass die Reparaturen nicht auf See abgeschlossen werden könnten. Auf dem havarierten Mutterschiff der Flotte wird Walfleisch verarbeitet – zu Forschungszwecken, wie Japan unterstreicht. Umweltschützer bezeichnen das Fabrikschiff als „Schlachtkahn“.

„Es ist das erste Mal in 20 Jahren, dass wir unsere Forschung abbrechen müssen“, bedauerte Takahide Naruko vom japanischen Fischereiministerium gestern. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht.“ Von den geplanten 860 Walen seien 508 erlegt worden.

Die „Nisshin Maru“ trieb nach dem Unfall, bei dem ein Seemann getötet wurde, ohne eigene Maschinenkraft im antarktischen Rossmeer. Umweltschützer warnten vor einer ökologischen Katastrophe, da das Schiff mit Öl und Chemikalien beladen ist. Ein Hilfsangebot von Greenpeace, den havarierten Walfänger aus der Gefahrenzone abzuschleppen, wies die Besatzung auf Geheiß Tokios zurück. Erst nach zehn Tagen gelang es, die Schiffsmotoren anzufahren. Nach japanischer Darstellung bestand nie ein Umweltrisiko.

Der Chef des japanischen Walforschungsinstituts, Hiroshi Hatanaka, wies Forderungen der neuseeländischen Premierministerin Helen Clarke zurück, den Walfang in der Antarktis endgültig zu beenden. Hatanaka kündigte an, die Flotte kehre im Dezember in die Antarktis zurück. Die „Nisshin Maru“ werde flottgemacht und noch vor der nächsten Mission zum Südpol zum Nordpazifik aufbrechen.

Die bislang erlegten Tiere dürften derweil als Delikatesse auf japanischen Tellern landen – die Konvention der Internationalen Walfangkommission verpflichte dazu, die Meeressäuger komplett zu verwerten, heißt es in Tokio. Neben Restaurants werden auch Schulkantinen und Altersheime beliefert. Zu Engpässen wird es trotz der unterbrochenen Jagd nicht kommen. In den Kühlhäusern stapelten sich in den letzten Jahren die Vorräte. Die vollen Lager nährten den Verdacht, das Fischereiministerium werde die Beute nicht los. Tokio aber dementiert und spricht von guter Nachfrage. Nur habe sich durch intensivere Forschung das Angebot erhöht.

Der World Wild Fund for Nature (WWF) will nun eine Kampagne zum Schutz des Rossmeeres lancieren. Die Initiative werde beim Treffen der Mitgliedstaaten des Antarktis-Vertrages im Mai gestartet, teilte der WWF gestern mit. Der Antarktis-Vertrag trat 1961 in Kraft. Demnach soll die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite friedlicher Nutzung vorbehalten bleiben. Erklärtes Ziel ist es, das ökologische Gleichgewicht zu wahren. Die Übereinkunft wurde von 46 Ländern unterzeichnet – auch von Japan.

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