: berliner szenen Brad und Angelina
Das Wetter wird schöner
Vor einer Weile kam die Nachricht auf, das Schauspielerpaar Angelina Jolie und Brad Pitt werde in unser Viertel ziehen. Die beiden Stars würden eine 600-Quadratmeter-Wohnung in der Borsigstraße für sich und ihre vielen Kinder kaufen, stand in den Zeitungen. Die Meldung hat hier einigermaßen für Aufregung gesorgt.
Man muss wissen, dass wir in dieser Gegend nicht sehr verwöhnt werden mit Sensationen. Die Borsigstraße in Mitte ist eine ereignislose Seitenstraße mit unrenovierten DDR-Plattenbauten. Auch um sie herum passiert nicht viel. Es gibt einen räudigen Park mit Kinderplanschbecken. Aus dem Gebüsch werden in regelmäßigen Abständen tote Obdachlose und Junkies geborgen. Das ist alles. Das Puppentheater mit den staubigen Fensterscheiben hat nach Jahren des Stillhaltens zum Jahreswechsel geschlossen. Die Hunde hier sind groß, braun und struppig.
Die Umzugspläne von Angelina Jolie und Brad Pitt brachen in diese Langeweile herein wie ein schönes Gewitter. Der Filialleiter des Plus-Markts fing an, seine Regale umzuräumen. Die Trinkerin von gegenüber hörte für ein paar Tage auf zu schreien. Das Wetter wurde besser. Irgendwie schien es dem Viertel gut zu tun, dass die Aufmerksamkeit der Welt plötzlich auf ihm ruhte.
Inzwischen sind wieder viele Wochen vergangen. Brad Pitt und Angelina Jolie haben ein neues Kind adoptiert. Sonst hat man von den neuen Nachbarn lange nichts gehört. Dabei hatte man sich innerlich bereits an sie gewöhnt. Es wäre nett, mit Brad Pitt auf einer Parkbank zu sitzen, die braunen Hunde laufen vorbei, und man redet über den Husten der Kinder. Noch aber warten die Hunde und bellen. Keiner weiß, wie sich die Sache entwickeln wird. KIRSTEN KÜPPERS
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