piwik no script img

Fanmeile wird zur Fortsetzungsfolge

350.000 Besucher kamen am Pfingstwochenende zur Fanmeile. Die Veranstalter versprachen ein buntes Programm, vor allem aber war diesmal genug zu essen da. Nach dem Erfolg gibt es nun Gespräche mit dem DFB über die nächste Meile zur EM 2008

VON DENNIS KAZOOBA

Das Schwierige an Fortsetzungen ist es, das Bewährte zu erhalten und sich trotzdem vom Vorgänger abzusetzen. Die Veranstalter der Fanmeilen-Fortsetzung wagten den Spagat. Von Freitag bis Sonntag war der 17. Juni wieder Party-Areal. Fußball stand an diesem Pokal-Wochenende natürlich im Mittelpunkt. Drum herum war das Programm jedoch ausgefeilter als noch im Sommer 2006.

Rund 350.000 Besucher zählten die Organisatoren an drei Tagen. Ein voller Erfolg, und es wären wohl noch mehr gewesen, hätte das Wetter nicht versucht, den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Neben den obligatorischen Live-Auftritten diverser Musiker vor dem Brandenburger Tor gab es gar einen 60 Meter hohen Kran, von dem furchtlose Menschen einen Bungee-Jump machen konnten. Auch für das leibliche Wohl wurde vielfältiger gesorgt. Wo man sich während der WM noch zehn Minuten durch die Menge wühlen und anstehen musste, um zwischen Bratwurst und Nackensteak wählen zu können, waren nun links und rechts der Straße des 17. Juni eine Fülle von Essbuden aufgebaut. Allein die riesigen Leinwände und die rot-weiß gekleideten Fans aus Nürnberg und Stuttgart erinnerten noch an Fußball.

Die Berliner dürften ob der sintflutartigen Regenfälle am Freitag- und Samstagabend eher einen trockenen Platz aufgesucht haben. „Viele der Fans aus Süddeutschland sind ohne Finaltickets, nur wegen der Fanmeile hergekommen“, sagt Daniel Fritzsche, der Sprecher des Veranstalters. Es wurde friedlich gefeiert, trotzdem hatte auch Fritzsche den Eindruck, dass die Atmosphäre insgesamt ein wenig aggressiver war als während der Weltmeisterschaft: „Die Leute sind bei Clubfußball offenbar verbissener bei der Sache.“ Tausende Fans beider Mannschaften feuerten ihr Team lautstark an und versuchten, das andere Lager zu übertönen. Dass dabei auch schnell deftige Worte fallen, liegt auf der Hand. Ein Problem, das man von der WM nicht kannte.

Trotzdem sind die Veranstalter zuversichtlich, die öffentlichen Übertragungen auch im nächsten Jahr ausrichten zu dürfen. Gespräche mit dem DFB dazu sollen bald geführt werden. Außerdem sollte es nach den Erfahrungen von diesem Wochenende gut möglich sein, sich rechtzeitig auf eine Fanmeile zur EM 2008 zu verständigen, sagt Fritzsche und gerät ins Schwärmen: „Stellen Sie sich vor, was hier los gewesen wäre, wenn das Wetter mitgespielt hätte.“

Hat es aber nicht, und so musste das Fest zwischen Brandenburger Tor und Yitzhak-Rabin-Straße, halbe Länge der alten Meile, mehr ein Meilchen, öfters unterbrochen werden. Vor dem schweren Hagelsturm am Samstag räumte die Polizei die Straße. Die meisten Fans suchten Schutz im Tiergarten, ließen sich davon jedoch nicht die Stimmung vermiesen. Berlin sei halt ein Abenteuer, stellten zwei schwäbische Anhänger fest, die anscheinend auf allerlei gefasst waren. Auch Fritzsche sah die Fortsetzung der Erfolgs-Meile mehrmals gefährdet, zog jedoch ein positives Fazit. Fanmeile Teil zwei verlange nach Fanmeile Teil drei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen