: Josef Hader über „Hader muss weg“
Josef Haders aktuelles Stück „Hader muss weg“ läuft seit Ende 2004 und thematisierte früh das sich ausbreitende Gefühl des Gerechtigkeitsdefizits und das härter werdende gesellschaftliche Klima.
Die taz schrieb über „Hader muss weg“: „Man hört Hader schimpfen. Aus dem Off. Über sein Publikum, das Kabarett, die bösen Gutmenschen, die linksliberalen Leitartikel-Wichtigtuer vom Standard, die Gastrolinken vom einflussreichen Wiener Stadtmagazin Falter. Nach zwanzig Minuten erscheint er dann doch auf der Bühne. Wird umgehend erschossen. Was letztlich richtig ist. Weil: So einen besserwisserischen, opportunistischen, zynischen, künstlerisch erledigten Kabarettisten braucht eh niemand. Dafür lässt er sechs arme Menschen auftreten. Denen Leben geschieht. Die Hauptfigur Werner ist ein moral- und idealfreier Pseudo-Linksliberaler. Der Sympathischste ist ein aus der Ukraine stammender Kleinkrimineller, der seine Frau auf den Strich schickt.
Hader spielt alle, den „Hader“, die Männer, die Frauen, dazu Klavier. Wer eine kritische Würdigung aktueller gesellschaftlicher Ereignisse brauche, solle sich ein Wochenmagazin kaufen, sagt er am nächsten Tag. Er habe eine Geschichte gesucht. Indem Dinge passierten, solle eine eigene Wucht entstehen. Sagen wir so: Es ist sehr wuchtig. Gar nicht bloß österreichisch, sondern universal. Verdammt großartig.“
Josef Hader über die beiden Hauptthemen des Stücks:
1. „In Österreich hat die Politik schon früh angefangen – gerade Haider und seine Nachfolger – die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander aufzuhetzen. Den Inländern redet man ein, die Ausländer seien schuld an ihrem Schicksal. Den urbanen Gruppen wird eingeredet, sie müssten zu viele alte Leute als Ballast mitziehen. Die Politik spricht immer wieder einzelne Wählerschichten an, indem sie andere beschuldigt. Es ist mir wichtig, dass in ‚Hader muss weg‘ verschiedene Vertreter verschiedener Schichten vorkommen, die nie auf die Idee kommen, gemeinsame Interessen haben zu können. Sie kämpfen ständig gegeneinander, in der Überzeugung, der andere sei der Gegner.“
2. „Alles, was meine Hauptfigur ‚Werner‘ an Aufklärung in sich trägt, verwendet sie dafür, andere fertig zu machen. Dieses Thema wurde auch zu einer österreichischen Diskussion: Wie sehr ist unsere mainstreamartig designte Liberalität Pose? Parallel zu meinem Programm ist eine gewisse kritische Haltung gegenüber der billigen, halben oder übergestreiften Liberalität aufgekommen und gegenüber jungen Urbanen und Intellektuellen, die sie leben.“
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