: Der ökologische und soziale Mehrwert
FONDS Wer sein Geld nachhaltig investiert, hat ebenso gute Aussichten auf eine solide Rente wie bei anderen Anlageformen
VON HEIDE REINHÄCKEL
Seit den Turbulenzen an den Finanzmärkten interessieren sich immer mehr Anleger für ethisches Investment und damit für nachhaltige Geldanlagen. Auch im Bereich der Altersvorsorge bieten Öko- und Ethikfonds eine Alternative mit Gewissen. „292 von 10.000 Fonds im deutschsprachigen Finanzraum sind nach eigenem Anspruch nachhaltig und haben ein Volumen von 35 Milliarden Euro. Das entspricht etwa einem Prozent Marktanteil“, erläutert Ingo Scheulen, Versicherungs- und Finanzmakler für ökologische Finanzdienstleistungen und Vorstand von Ökofinanz21, einem Netzwerk für nachhaltige Vermögensberatung. Laut einer Studie des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) umfassten 2010 die Lebens- und Rentenversicherungsverträge 87,3 Milliarden Euro. „Mit diesem Haufen Geld kann viel bewegt werden und wird viel bewegt. Wenn nur ein Teil davon in wirklich nachhaltige Entwicklungen investiert würde, hätte dies eine ungeheure Lenkungswirkung zum Positiven“, sagt Scheulen und verweist auf die mit ethischem Investment verbundenen gesellschaftlichen Effekte.
„Nachhaltige Investmentfonds sind nicht schlechter als normale“, betont Mechthild Upgang, unabhängige Finanzberaterin für nachhaltiges Investment. „Man muss nicht mehr um sein Geld fürchten, wenn man in nachhaltige Fonds investiert, das heißt, wenn man nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen ökologischen und sozialen Mehrwert erzielen will“, betont sie. Für die Altersvorsorge eignen sich nachhaltige Fonds unter anderem dadurch, dass mit Hilfe eines Sparplans kontinuierlich bereits kleine Summen angelegt werden können. „Bereits ab 25 Euro monatlich ist ein Einstieg in Fonds möglich. Besonders für die, die nicht erben, erlauben kleine Beträge ein langfristiges Sparen“, so Upgang weiter.
Um sich als Anleger in der Vielzahl der angebotenen nachhaltigen Fonds orientieren zu können, ist besonders eine transparente Kriterienauswahl von Bedeutung. So hat das European Sustainable and Responsible Investmentforum (Eurosif) Transparenzleitlinien entwickelt, die auch auf dem deutschen Finanzmarkt als Richtlinien dienen. Ab 2008 vergibt das Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) zusammen mit Eurosif auch ein Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds. „Mittlerweile kann man für die gewünschten Ausschlusskriterien wie beispielsweise Rüstungsindustrie, Pornografie und Kinderarbeit im Internet passende Fonds recherchieren“, erklärt Upgang. Damit kann der Anleger entscheiden, in welche Wirtschaftszweige – zum Beispiel Atom- und Gentechnikindustrie, sein Geld bewusst nicht fließen soll. Je nach Auswahlkriterien legen Fonds unterschiedliche Schwerpunkte auf ökologische und soziale Aspekte sowie Unternehmensverantwortung.
Weitere Auswahlkriterien für die Fondsinvestitionen sind neben Ausschlusskriterien sogenannte Positivlisten, die zum Beispiel das Engagement für Menschenrechte umfassen können, Best-in-class-Ansätze und Themenfonds. Bei diesen rät Upgang zur Vorsicht: „Nachhaltige Fonds sollten möglichst breit aufgestellt sein. Sogenannte Themenfonds eignen sich nicht besonders, da in 20 Jahren der Trend vorbei sein kann, wie zum Beispiel der Trend um nachhaltige Energien, die dann hoffentlich eine Selbstverständlichkeit sind. Empfehlenswert sind Mischfonds, die das Risiko verteilen.“ Scheulen fasst den Punkt pragmatisch: „Letztendlich entscheidet der Kunde, was er will.“
Beide Experten raten aber zu genauen Recherchen, besonders bei Best-In-Class-Fonds, die die erfolgreichsten Unternehmen einer Sparte enthalten und so mitunter auch Unternehmen, die Nachhaltigkeit vor allem als Marketingstrategie gebrauchen. Für die Altersvorsorge mit Fonds rät Upgang nicht zuletzt: „Vermögen ist Geld mal Zeit. Wichtig ist, durchzuhalten und die Schwankungen der Finanzmärkte zu erdulden. Denn letztendlich ist Geld nur eine Projektion. Ob wir uns wie der Teufel an die Seele daran festklammern oder damit noch etwas Gutes machen wollen, ist unsere Entscheidung.“
Derweil rät Scheulen zum Bausteinprinzip: Neben nachhaltigen Fonds zum Beispiel auch mit Ökoriester, der nachhaltigen Variante der Riesterrende, bei der in verschiedene Ökofonds investiert wird, für die Zukunft zu sorgen.