Ein bisschen mehr Licht

Für die Bundesregierung ist es schon ein Erfolg, dass das Thema Hedgefonds auf die Tagesordnung der G 7 gesetzt wurde

VON NICOLA LIEBERT

Einen ersten kleinen Erfolg hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer doppelten Präsidentschaft der EU und der G 8 erzielt: Hedgefonds sind zum Thema der internationalen Politik geworden. Die EU-Wirtschafts- und Finanzminister befassten sich damit in der vergangenen Woche, und die Finanzminister der größten sieben Wirtschaftsnationen haben es für ihr Treffen am Samstag in Essen auf der Tagesordnung.

Das Problem: Die weltweit rund 10.000 Hedgefonds haben 1,4 Billionen Dollar unter Kontrolle, die sie von irgendwelchen Steueroasen aus in alle möglichen hochspekulativen Geschäfte stecken. Ihrerseits werden sie jedoch bislang nicht kontrolliert. Dass ausgerechnet die Deutschen zum Vorreiter in Sachen Regulierung werden, hat seine Vorgeschichte im Jahr 2005, als Hedgefonds erstmals hierzulande ihre Muskeln spielen ließen. Damals trat eine Investorengruppe um den britischen Fonds TCI plötzlich aus dem Schatten und verhinderte die geplante Übernahme der Londoner Börse durch die Deutsche Börse. Börsenchef Werner Seifert drängten sie aus dem Amt.

Niemand hatte damals mitbekommen, dass sich TCI einen nennenswerten Aktien- und damit Stimmrechtsanteil unter den Nagel gerissen hatte. Ein neues Gesetz soll ein solches „Anschleichen“ verhindern. Seit Januar müssen Investoren an die Öffentlichkeit gehen, sobald sie mehr als drei Prozent der Anteile an einem Unternehmen in ihren Besitz gebracht haben.

Doch die mehr oder weniger heimliche Machtübernahme bei anderen Firmen ist nur eines der Probleme. Vor ein paar Monaten erst hatte ein Hedgefonds den US-Gasmarkt in Aufruhr versetzt, als er sich kräftig verspekulierte. Die aktuelle Sorge gilt den Devisenmärkten: Viele Hedgefonds spekulieren mit japanischen Yen und nehmen dafür hohe Schulden auf. So etwas ist schon mal schief gegangen, als 1998 der LTCM-Hedgefonds vor der Pleite stand und das Weltfinanzsystem ins Wackeln zu bringen drohte.

Die schwarz-rote Bundesregierung weiß allerdings, dass sie nicht zu weit vorpreschen darf. Sie läuft sonst Gefahr, gegen eine Wand aus Briten und Amerikanern zu fahren. Die wollen ihre Finanzmärkte London und New York schützen, wo viele der lukrativen Hedgefonds-Deals abgewickelt werden. „Wir reden nicht über Regulierung“, formulierte es Finanzminister Peer Steinbrück vergangene Woche bescheiden. Stattdessen sollen nur ein paar Ideen ventiliert werden, wie man endlich etwas mehr Licht ins Finanzdickicht bringen könnte: Banken sollen den Aufsichtsbehörden verraten, wie viel Geld sie an Hedgefonds verliehen haben. Rating-Agenturen könnten ein Gütesiegel an risikobewusste Hedgefonds vergeben. Und die Fonds selbst könnten sich in einem freiwilligen Verhaltenskodex zu einem Minimum an Offenlegung verpflichten.

Aber „vertiefte Schlussfolgerungen wird es nach Essen nicht geben“, dämpfte Finanzstaatssekretär Thomas Mirow schon mal die Erwartungen. Falls am Ende ein Fahrplan herauskommt, wie – und vor allem dass überhaupt – die internationale Gemeinschaft weiter vorgehen will, wird es schon als Erfolg zu werten sein.