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Archiv-Artikel

Rechte auf Tour

Unter Polizeibewachung besuchte das rechtsradikale „Collegium Humanum“ eine KZ-Ausstellung in Lage

Sie veranstalten Seminare zum Thema „Der Volksstaat Adolf Hitlers als Vorbild“, ihre Vorsitzende Ursula Haverbeck engagiert sich im „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitung des Holocausts Verfolgten“. Das „Collegium Humanum“ (CH) in Vlotho will seit 1963 mit Seminaren in der so genannten „Heimvolkshochschule“ vor allem Eines: den Holocaust als Geschichtslüge darstellen. Der ehemalige NPD-Anwalt und Antisemit Horst Mahler referiert hier, ebenso der kanadische Holocaust-Leugner Ernst Zündel oder der Neonazi Manfred Roedel. Das Collegium gilt als Bindeglied zwischen der intellektuellen „Neuen Rechten“ und den neonazistischen „Freien Kameradschaften“. Ursula Haverbecks verstorbener Mann Werner Georg, Gründer des CH, machte bereits unter Hitler Karriere in der „Volkstumsarbeit“.

Entsprechend entsetzt war Museumsleiter Willi Kulke aus Lage, als die Rechtsextremen ihren Besuch ankündigten. Die aktuelle Ausstellung im Industriemuseum Alte Ziegelei heißt „Topf & Söhne. Ein ganz normales Unternehmen“. Die Erfurter Firma produzierte für die Konzentrationslager der Nationalsozialisten Krematoriumsöfen und optimierte Gaskammern. „Die Ausstellung ist eigentlich eines der besten Lehrstücke für Holocaust leugnende Altnazis“, sagt Kulke. Zu sehen sind Baupläne für noch effizientere Menschenvernichtungsanlagen, Begehungsprotokolle von Firmenmitarbeitern, Zeugenaussagen von überlebenden KZ-Inhaftierten. „Der Vernichtungsapparat wird lückenlos dokumentiert.“

Dessen Leugner kamen im 30er Trupp. „Echte Altnazis und junge Männer mit grünen Kniehosen“, beschreibt sie Kulke, mit ihnen Staatsschutz in Zivil und fünf Polizeiwagen. Eigentlich wollten die Rechtsextremen eine Führung von ihm, er lehnte jedoch schon im Vorfeld ab. „Den Zugang zu einem öffentlichen Museum konnte ich ihnen nicht verwehren.“ Jeden Ordner hätte die Gruppe angesprochen, um über „Fälschungen“ zu diskutieren. „Keiner hat reagiert.“

Eine Erfahrung, die das „Collegium“ auch an seinem Sitz Vlotho immer macht. Erst vor drei Wochen sollten auf einem CH-Podium eine Geschichtslehrerin und zwei Pastoren sitzen, um, zitiert der Vlothoer Anzeiger aus der Einladung, „diejenige Seite auf dem Podium zu vertreten, die eine Erörterung von Zeitgeschichtsfragen ablehnt“. Dem Verein soll die Gemeinnützigkeit aberkannt werden – seit Jahren.MIRIAM BUNJES