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Der Manager mit dem sauberen Strom

Heiko von Tschischwitz hat erfolgreich eine Marktnische besetzt: „Grüner Strom zu bezahlbaren Preisen“, lautet sinngemäß das Motto der von ihm mitgegründeten Stromhandelsfirma Lichtblick. Weil das Konzept so gut aufgegangen ist, haben die Umweltorganisation WWF und das Magazin Capital gestern den Titel „Ökomanager des Jahres“ verliehen.

Die Entstehung der Firma schildert Tschischwitz so: Zusammen mit dem Hamburger Unternehmer Michael Saalfeld habe er sich im Frühjahr 1998 mächtig über einen der alten Energieversorger geärgert: Die damalige Preussen-Elektra drohte, vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen, weil sie viel Windstrom aufkaufen musste. Unter diesen Umständen könne sie ihren Haushaltstarif nicht halten, jammerte die Firma. Saalfeld und Tschischwitz erboste diese falsche Argumentation so, dass sie beschlossen, „ein Unternehmen zu gründen, das beweist, dass die Energiewende machbar ist“.

Mit Hilfe der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim gründeten sie 1998 Lichtblick. Im Oktober 1999 belieferten sie die ersten Kunden mit atom- und kohlefreiem Strom. Der Anfang war schwerer als gedacht: Statt 200.000 Kunden gewann Lichtblick im ersten Jahr nur 12.000. Nach sieben Jahren ist die Firma bei 215.000 Haushalts- und 50.000 Geschäftskunden angekommen. Mit 200 Mitarbeitern erwirtschaften die Hamburger 200 Millionen Euro Umsatz.

Das Unternehmensinteresse brachte es mit sich, dass Tschischwitz sich politisch für die erneuerbaren Energien stark machte. Er hat den Bundesverband neuer Energieanbieter (BNE) mitgegründet und war von 2002 bis 2005 dessen Vorsitzender. Im vergangenen Jahr erstritt Lichtblick vor dem Bundesgerichtshof, dass Stromnetzbetreiber ihre Gebührenkalkulation für die Nutzung ihrer Leitungen offen legen müssen. In diesem Frühjahr protestierte Tschischwitz öffentlich gegen das Ansinnen des Hamburger Senats, den Auftrag für die Versorgung städtischer Gebäude ohne Ausschreibung zu vergeben.

Von Tschischwitz stammt, wie er selbst sagt, „aus verarmtem Adel“, der Titel tut für ihn jedoch nichts zur Sache. Er ergriff den Beruf seines Vaters und kam als Maschinenbaustudent an die Technische Universität Hamburg-Harburg. 1994 heuerte er bei der Familie Saalfeld an, die damals mit der Finanzierung umweltfreundlicher Energieanlagen ihr Geld verdiente. Der 38-jährige Vater zweier kleiner Kinder räumt ein, über seinen Beruf zum Thema erneuerbare Energien gekommen zu sein. Heute sagt er: „Ich bin ein tiefer Verfechter der Kombination von Ökonomie und Ökologie“ und trifft damit den Zeitgeist.

GERNOT KNÖDLER

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